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21.10.2018 Waldbau im Einklang mit der Natur

Bad Kötzting.- Nichts tun und dabei Geld verdienen – davon mag jeder träumen. Doch genau das ist möglich beim Waldbau im Einklang mit der Natur. Wie wirtschaftlich wertlose Bäume dem Waldbesitzer trotzdem bare Münze bringen können, davon konnte man sich am Sonntagnachmittag bei einem Spaziergang im Stadtwald am Ludwigsberg überzeugen.

Der Einladung des Bund Naturschutz waren etwa 30 Interessierte gefolgt, die der Kreisvorsitzende Robert Kurzmann begrüßte. Förster Hans Geiger vom AELF Cham führte die Teilnehmer zu einer Buche, bei der im Stamm mehrere große Spechthöhlen zu sehen waren. Der wirtschaftliche Nutzen eines solchen Baumes sei nicht sehr groß, man könne lediglich Brennholz daraus gewinnen. Lasse man die Buche dagegen stehen und gebe sie dem Zerfall preis, schaffe man wertvollen Lebensraum für verschiedene Spechtarten und deren „Nachmieter“. Die seltenen Hohltauben, Fledermausarten oder Siebenschläfer können selbst nicht solche Höhlen bauen, brauchen aber dringend diese Unterschlupfe als Nist- oder Schlafplätze. Um dem Waldbesitzer auch einen finanziellen Anreiz zu geben, solche Biotopbäume stehen zu lassen, kann er auf Antrag je nach Baumart und Dicke des Stamms zwischen 125 und 195 Euro pro Baum erhalten, erklärte Elisabeth Maderer von der Unteren Naturschutzbehörde. „Und das Schöne dabei ist, man braucht nichts dafür zu tun, um eine Förderung aus dem Vertragsnaturschutzprogramm zu erhalten“, betonte sie. Förster Hans Geiger zeigte mitten im Bestand eine Kirsche, die einen Spalt im Stamm hatte. Auch solche Bäume oder auch so genannte Horstbäume, auf denen Greifvögel brüten, kommen infrage. Ist die Bindefrist nach 12 Jahren abgelaufen und der Baum steht immer noch, kann erneut eine Förderung beantragt werden. „Wenn ich da an meinen Nachbarn denke“, sinnierte ein Teilnehmer erstaunt, „da stehen ja etliche solcher Bäume im Wald! Do kam scho ebbas zamm.“

Wissenschaftler schlagen Alarm, dass wir zurzeit das größte Artensterben seit der Entstehung unseres Planeten erleben. Umso wichtiger ist es, wie Förster Geiger den Teilnehmern verdeutlichte, dass jeder Einzelne etwas dafür tut, um dieser Entwicklung gegenzusteuern. Wo der Lebensraum passt, finden sich seltene Arten von selbst ein, betonte Elisabeth Maderer. Dazu solle das Vertragsnaturschutzprogramm Wald einen Beitrag leisten. Dank des jahrzehntelang durchgeführten naturnahen Waldbaus am Ludwigsberg durch Förster wie Hans Geiger oder seinem Vorgänger Matthias Simstich sen., kann sich auch die Stadt Bad Kötzting als Waldbesitzer über die Förderung freuen. Bürgermeister Markus Hofmann betonte, wie gut hier am Ludwigsberg das Miteinander von Forstwirtschaft und Naturschutz funktioniere.

„Wir lassen hier aber nicht alle Bäume zu Totholz werden, sondern nutzen sie natürlich auch.“, erklärte Geiger augenzwinkernd. Der Kötztinger Förster wirtschaftet am Ludwigsberg mit einzelstammweiser Nutzung. Bei dieser Methode gibt es im Gegensatz zum Kahlschlag keine Probleme mit Unkraut. Voraussetzung dafür ist eine gute Erschließung des Waldes mit Forstwegen; dadurch wird der Boden auch nicht flächig verdichtet und die Wurzeln können die Nährstoffe gut aufnehmen. Damit immer genügend Nährstoffe vorhanden sind, darf nicht jeder Ast aus dem Wald geräumt werden. Zweige und Blattwerk müssen im Wald verbleiben und nach und nach wieder zu Nährstoffen umgesetzt werden.

Ein praktisches Beispiel für naturgemäße Waldwirtschaft erklärte Hans Geiger auf einer kleinen Fläche. Nach einer leichten Durchforstung vor einigen Jahren hatte er die entstandenen Lücken mit kleinen Tannen aus einer benachbarten Naturverjüngung aufgefüllt, Buchen und Eichen waren von selbst gekommen. Die kleinen Bäumchen konnten seitdem unter dem Schirm der großen Fichten aufwachsen – bis der Borkenkäfer kam, der auch vor solchen vorbildlich bewirtschafteten Wäldern nicht Halt macht. Mehrere befallene Fichten mussten gefällt werden. In diesem Fall war das kein Beinbruch, da ja die untergepflanzten Buchen, Tannen und Eichen sofort die Lücken schließen konnten. Dass hierbei auch der Jagd eine wichtige Rolle zukommt wurde den Exkursionsteilnehmern in einer Einzäunung deutlich: Innerhalb wuchsen tausende junge Bäume verschiedener Arten auf, außerhalb war fast keine Verjüngung zu finden. 

Mehr als 15 verschiedene Baumarten sind mittlerweile am Ludwigsberg zu finden; so ein Bestand ist im Gegensatz zu Fichtenreinkulturen auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet. Die kürzlich von Klimaforschern dringend angemahnte Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius wurde nach Messungen von örtlichen Klimastationen in den letzten zehn Jahren in Ostbayern bereits erreicht. Bei einem „Weiter so“ müssen wir eher mit 3 – 4 Grad Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts rechnen. Für den Wald hat dies fatale Auswirkungen, denn im Gegensatz zu Vögeln könnten Bäume nicht einfach wegfliegen. Zugvögel können bleiben oder nur noch kürzere Strecken in ihre Winterquartiere zurücklegen. Bäume, die oft erst nach 80 Jahren Samen ausbilden, brauchen Jahrtausende, um sich den geänderten Standortbedingungen anzupassen.

Forstdirektor Dr. Arthur Bauer bedankte sich nach rund zweieinhalb Stunden bei den Referenten für die interessante und gelungene Exkursion und brachte sein Unverständnis zum Ausdruck über die öffentliche Aussage einer forstlichen Vereinigung, dass den Nadelbäumen die Zukunft gehöre. Nur ein Mischwald aus mehreren standortsgerechten Baumarten sei für die Zukunft fit.


23.09.2018 Zu den Quellen des lebendigen Wassers im Steinbachtal

Wasser bestimmt das Leben von jedem Einzelnen, und es wird in Zukunft an Bedeutung zunehmen. Diese Zukunft ist nur gemeinsam zu bewältigen; deshalb haben sich am Wochenende die katholische und evangelische Kirchengemeinde zusammen mit dem Bund Naturschutz zu einer ökumenischen und naturkundlichen Quellwanderung durch das Steinbachtal aufgemacht.

Der leichte Regen, der nur zu Beginn den Aspekt „Wasser“ auch von oben veranschaulichte, gab der Veranstaltung die passende Stimmung. Pfarrerin Kathrin Nagel begrüßte die Teilnehmer mit der Jahreslosung „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“, die ausschlaggebend für das Thema der Wanderung war. Am Bach angekommen, zitierte Stadtpfarrer Herbert Mader den Psalm1, der einen Gläubigen mit einem Baum am Wasser vergleicht. Eine ungewohnte Lichtung mit frischem Kahlschlag zog dann die Blicke auf sich. Ute Schödel-Geiger vom Bund Naturschutz erklärte, dass durch mangelndes Wasser in diesem Jahr die flachwurzelnden Fichten im Stress waren. Auch die Temperaturen lagen deutlich höher, so dass der Borkenkäfer gleich drei bis vier Generationen statt wie bisher ein bis zwei pro Jahr ausbilden konnte. Das wurde etlichen Fichten zum Verhängnis – ein sichtbares Zeichen des Klimawandels. Wenn viele winziger Käfer es schaffen, riesige Fichten zum Absterben zu bringen, können viele Menschen, die kleine Dinge tun, auch etwas verändern. Die Kinder gaben im anschließenden Gespräch ganz praktische Tipps, bewusst und nachhaltig zu leben. Bei einer Brücke kamen sie voll auf ihre Kosten und ließen mit Begeisterung Rindenstücke, Stöcke und Zapfen als Schiffe fahren. Die Erwachsenen lauschten den Worten des 23. Psalms und Gedanken, was man denn vom Wasser lernen kann. Weiter ging es zu einem absterbenden Baum, der sichtlich in Würde gealtert ist. Das Gebet einer alternden Äbtissin war hier angebracht, die mit großer Weisheit und verstecktem Humor um würdevolles Altern bittet. Gegen Ende der Wanderung machte Pfarrer Mader auf den Widerspruch im Wasserverbrauch aufmerksam. Wir sind Weltmeister im Wassersparen, haben aber gleichzeitig den höchsten Wasserverbrauch – über das virtuelle Wasser, das auch die Herstellung von Produkten mit einbezieht. So geht der Wasserverbrauch mit einer Tasse Kaffee, wofür 140 Liter Wasser in der Produktion gebraucht werden, schnell nach oben. Dass Wasser an einer undichten Stelle auch ungewollt nützlich werden kann, verdeutlichte Pfarrerin Nagel mit einer Geschichte.

Robert Kurzmann, erster Vorsitzender der Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz sagte, dass im Zusammenhang mit dem Klimawandel der Wassermangel zunehmend an Bedeutung gewinnen und vor allem in den am stärksten betroffenen Ländern Menschen zur Flucht zwingen wird.

Zum Abschluss dieser schönen und informativen Wanderung sprachen beide Pfarrer gemeinsam einen Segen mit der Bitte, dass Wasser auch in Zukunft zum Segen aller werden kann.


20.06.2018 Bündnis gegen Flächenfraß


10.06.2018 Zu den Wiesenbrütern in die Regentalaue

Der Bund Naturschutz, Kreisgruppe Cham, hatte am vergangenen Samstag zu einer Exkursion in das Naturschutzgebiet Regentalaue eingeladen. Am Treffpunkt Dorfplatz klapperten - vermeintlich zur Begrüßung der Teilnehmer - pünktlich um 14.00 Uhr die Störche im Untertraubenbacher Horst. Peter Zach, Leiter der Exkursion, hatte jedoch schnell die tatsächliche Ursache für das aufgeregte Klappern des Elternpaares gefunden: ein dritter Storch näherte sich dem Nest mit drei Jungstörchen. Während sich im Westen über Pösing dunkle Gewitterwolken auftürmten marschierten die Teilnehmer zum Aussichtsturm, wo ihnen Peter Zach anhand der Schautafeln Wissenswertes über die Historie, aber auch über das Schutzkonzept der Wiesenbrüter in  der Regentalaue berichtete. Bei den seltenen Arten wie Uferschnepfe oder Rotschenkel sind etwa 1/3 der bayerischen Brutpaare in dem Naturschutzgebiet zwischen Cham und Pösing zu finden. Wenn das Drittel nur noch aus wenigen Brutpaaren besteht wird deutlich, wie wichtig der hier praktizierte Wiesenbrüterschutz ist. Dieser hat sich zu einem bayernweiten Vorzeigeprojekt entwickelt, bei dem Landwirte, Untere Naturschutzbehörde und die ehrenamtlichen Ornithologen um Peter Zach zusammenarbeiten. Besonders erfreulich ist es laut Zach, dass hier weit über 90 Prozent der Landwirte mitmachen und die Vogelschützer informieren, wenn z.B. eine Wiese gemäht werden soll. Diese begleiten dann die Landwirte und sorgen dafür, dass die Gelege der Wiesenbrüter von der Mahd verschont werden. Das Anlegen von Frühmahdstreifen gehört ebenso zum Schutzprojekt wie die Einzäunung mittels Elektrozaun zum Schutz vor Räubern wie dem Fuchs; auch hier stehen die örtlichen Landwirte hilfreich zur Seite.

Um Störungen zu vermeiden und damit auch den Bruterfolg nicht zu gefährden sind in der Brut- und Aufzuchtzeit im Naturschutzgebiet viele Wege gesperrt, was zum größten Teil von der Bevölkerung auch beachtet wird. Eine Gefahrenquelle stellt jedoch die auch in dieser Zeit ohne Geschwindigkeitsbeschränkung befahrbare Durchgangsstraße dar, so dass es hier immer wieder zu Verlusten kommt. Anhand des regen Durchgangverkehrs konnten die Exkursionsteilnehmer gut nachempfinden, wie es einem Vogelschützer ergeht, der aus der Ferne beobachtet, wie eines der seltenen Brutpaare samt Nachwuchs gemächlich die Straße überquert.

Angesichts der Tatsache, dass Wiesenbrüter vielerorts – wie z.B. im Chambtal – aus ihren angestammten Lebensräumen verschwunden sind, wurde den Exkursionsteilnehmern deutlich, wie wichtig es ist, dass Schutzgebiete ausgewiesen werden und dass Landwirte für die sich daraus ergebenden Bewirtschaftungseinschränkungen entsprechend honoriert werden. Zusammen mit großem ehrenamtlichem Engagement kann so der Schutz der Wiesenbrüter auch zu einer Erfolgsgeschichte werden.


17.05.2018 Die Welt der Hecken in Eismannsberg


03.05.2018 Aktionsbündnis lässt nicht locker


24.04.2017 Wer brummt denn da?

Landesweite Aktion „Hummelfrühling“ startet

Cham.- Die Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz ruft zur landesweiten Aktion „Hummelfrühling“ auf. Unter dem Motto „Wer brummt denn da?“ starten zum Frühlingsbeginn BUND Naturschutz (BN) und IfBI (Institut für Biodiversitätsinformation e.V., Ebern) die bayernweite Mitmachaktion „Hummelfrühling“: Handyfotos von den ersten Hummeln werden von einem Expertenteam bestimmt und mit Informationen zu der jeweiligen Art beantwortet.

In Deutschland kann man immerhin über 30 Hummelarten unterscheiden. Der BN ruft alle Naturliebhaber dazu auf, Hummeln zu fotografieren und das Bild per WhatsApp an das Hummeltelefon (0163/9631987) oder per Mail (hummelfund@ifbi.net) zu schicken. Hummelkenner werden die Fotos dann begutachten und (natürlich kostenfrei) antworten, um welche Hummel es sich handelt.

Die dicken Brummer, die man jetzt fliegen sieht, sind allesamt Königinnen. Trotz verspätetem Frühling kommen sie jetzt nach und nach aus ihrem Winterquartier und suchen nach Nahrung. Im Gegensatz zu Honigbienen, die erst ab einer Tagestemperatur von mindestens 10 °C fliegen, sind Hummeln schon ab 2 °C aktiv. Um fliegen zu können, lassen sie die Brustmuskulatur vibrieren und heizen so ihren Körper auf 30°C auf.

Hummeln sind wahre Flugkünstler – obwohl ihre Flügel eigentlich viel zu klein sind, um den enorm dicken Körper zu tragen. Das Geheimnis liegt darin, dass die Flügel bis zu 200mal in der Sekunde schlagen und sich durch ihre Beweglichkeit dabei drehen und verwinden. Das erzeugt Luftwirbel. Wie bei einem Tornado: die Luftwirbel saugen den Flügel in die Höhe. Und so fliegt die Hummel eben doch.

„Da immer weniger Wildbienen in heimischen Gärten zu finden sind, möchten wir mit dieser Aktion auf das Insektensterben aufmerksam machen und die Menschen für die pelzigen Flieger begeistern“, sagt Klaus Mandery, Leiter des IfBI, Vorsitzender des BN Haßberge und Bienenexperte.

Jede gemeldete Hummel wird in eine interaktive Website-Karte eingetragen. Das hilft, mehr über die Verbreitung der Hummelarten in Bayern zu lernen. Diese Informationen sind enorm wichtig, um den Schutz der Wildbienen bestmöglich an deren Bedürfnisse anzupassen.

 

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.ifbi.net/hummel.


21./22.04.2018 Einzug in die neue Geschäftsstelle


17.03.2018 Die faszinierende Welt der Schmetterlinge

Cham. - Vier verschiedene Tiere, und doch nur eine einzige Art – das sind die Schmetterlinge. Der Bund Naturschutz, Kreisgruppe Cham hatte zu einem gut besuchten und höchst fesselnden Vortrag in die Klostermühle Altenmarkt eingeladen. Ralph Sturm gab in seinem Bildervortrag faszinierende Einblicke in die Welt dieser wandelbaren Flatterwesen.

Blattlose Zweige an einem Ast. „Auf diesem Foto sieht man fünf Schmetterlinge“, verkündete der Referent. Ungläubiges Staunen und Suchen, und dann, wenige Sekunden später, das Aha-Erlebnis. Das, was jeder für ein dürres Blatt oder einen vertrockneten Zweig halten würde, sind in Wahrheit Schmetterlinge mit zusammengeklappten Flügeln, die in der Winterstarre verharren und auf die ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne warten. Auch Vögel, Fressfeinde der Falter, fliegen an den so perfekt getarnten Insekten vorbei. Überhaupt gibt es jede Menge Überlebensstrategien der Flatterwesen, beginnend mit dem ersten Entwicklungsstadium, dem Ei. Das wird häufig einzeln an die spezielle Futterpflanze angeklebt, damit die geschlüpfte Raupe sofort mit der Nahrungsaufnahme beginnen kann. Auch der Kohlweißling verteilte seine Eier einst auf diese Weise. Bis Kohlgewächse in Massen auf Feldern angebaut wurden. Da „bemerkte“ der weißliche Schmetterling, dass es bei einem solch reichhaltigen Angebot viel effektiver ist, die Eier grüppchenweise abzulegen und ging im Lauf von Generationen dazu über – genügend Futter war ja vorhanden. Überhaupt ist Fressen die Hauptbeschäftigung der Raupen. Der Referent zeigte in einem Kurzfilm, mit welcher Geschwindigkeit eine Raupe Blätter in sich hineinschlang – wie im Zeitraffer. Deswegen erfreut sich das zweite Stadium eines jeden Schmetterlings beim Menschen keiner großen Beliebtheit und wird oft als Schädling verfolgt. Laut Ralph Sturm ist das eine typisch menschliche Einteilung. Denn auch wenn die Raupen nach dem Blattaustrieb einen Baum kahlfressen, treibt dieser zum zweiten Mal aus und kann so überleben. Außerdem haben Schmetterlinge sehr spezifische Futterpflanzen, das heißt die verschiedenen Arten brauchen verschiedene Pflanzen zu ihrer Entwicklung. Der Schwalbenschwanz als einer der größten und farbenprächtigsten heimischen Schmetterlinge sucht für die Eiablage Dill oder Fenchel auf, der Ameisen-Wiesenknopf-Bläuling ist auf den Wiesenknopf angewiesen, viele andere Arten benötigen Brennnesseln. Keine Futterpflanze für die Raupen, keine Entwicklung. Für die Vogelbrut wiederum ist so ein fetter Leckerbissen ein wichtiger Eiweißlieferant und überlebensnotwendig. Damit aus den Raupen statt Vogelfutter ein Schmetterling werden kann, haben sie sich verschiedene Strategien zurechtgelegt. Abschreckung heißt eine Devise, bei der mit leuchtend roter oder gelber Warnfarbe die Botschaft an mögliche Fressfeinde lautet: Wenn Du mich verspeist, vergifte oder steche ich Dich. Wirklich giftig oder allergieauslösend sind nur zwei der heimischen Raupen, doch da diese für den Laien nur schwer zu bestimmen sind, lässt man lieber generell die Finger von ihnen. Verstecken ist eine andere Methode, um unerkannt vom Schlaf- zum Fressplatz zu gelangen. Bei jedem Weg wird ein Faden gesponnen, der mit der Zeit zu einem Gespinst wird und die Raupen vor hungrigen Blicken verbirgt.

Unvorstellbare Abläufe finden im Puppenstadium statt: Das ganze Individuum löst sich in seinem Inneren in eine breiartige Masse auf und setzt sich vollkommen neu zum Falter zusammen. Ralph Sturm zeigte faszinierende Aufnahmen vom Schlüpfen eines Schmetterlings und erläuterte, dass so ein neues Individuum auch selbst erst lernen müsse, mit den neuen Organen umzugehen: Saugrüssel aus- und einrollen, Flügeldecken ausbalancieren und bewegen und schließlich abheben und fliegen. Wir müssten mit offenen Augen durch die Natur gehen und nach oben schauen, da das Leben der Schmetterlinge sich oft in den Bäumen abspielte, appellierte er. Der Referent erzählte von einer Episode, bei denen er für eine gute Aufnahme auf den Ästen saß. Spaziergänger nahmen sein für sie seltsames Verhalten kopfschüttelnd zur Kenntnis, während sie kein Auge für die Flugakrobaten hatten, die er beobachtete.

Auf das Insektensterben angesprochen, nannte Sturm die erschreckende Zahl von einem Rückgang der Individuen um über drei Viertel in den letzten drei Jahren. Grund für diese dramatische Entwicklung dafür seien Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide. Einen kleinen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Schmetterlinge kann jeder einzelne selbst leisten, indem er eine vielfältige Landschaft erhält, Raupen leben lässt, wo sie nicht in Massen auftreten und in seinem Garten eine Vielfalt an blühenden Pflanzen – in einer Ecke vielleicht sogar ein Fleckchen Brennnesseln – hat.


17.02.2018_Nachruf Sepp Brunner


06.02.2018 Jahreshauptversammlung


23.01.2018 Wir haben es satt!