Presseartikel 2025
Der BUND Naturschutz will es wissen - Teil 6
Die Kandidat*innen für die Bundestagswahl nehmen zu Umweltthemen Stellung: Atomkraft
6. Im Müllkraftwerk Schwandorf wird auch freigemessener radioaktiver Müll verbrannt. Wie stehen Sie zur Forderung einiger Parteien nach einem Wiedereinstieg in die Kernenergie, z. B. mittels sog. Small Modular Reactors? Falls Sie einen Wiedereinstieg befürworten, welche Vorschläge haben Sie bezogen auf die Endlagerung von radioaktivem Müll?
Die Reihenfolge der Kandidat*innen richtet sich nach dem zeitlichen Eingang der Antworten.
Die Antworten von Fabian Schmid, FW, erreichten uns nach Redaktionsschluss und erscheinen deswegen nur auf unserer Homepage.
Von Ileana Pößl, FDP, erhielten wir keine Antworten.
Tobias Mainka, Die Linke:
Der Ausstieg aus der Kernenergie war richtig, ist aber immer noch unvollendet. Auch die Brennelementefertigungsanlage in Lingen und der Forschungsreaktor in Garching, in dem es immer wieder zu Vorfällen kommt, müssen endlich abgeschaltet werden. Der französische Rechnungshof hat erst vor kurzem wieder bestätigt, dass diese Energieerzeugung viel zu teuer ist und noch dazu ein viel zu großes Risiko für Mensch und Natur mit sich bringt. Auch Die Linke hat gegen die Verbrennung von freigemessenem Atommüll in Schwandorf protestiert. Ich halte die Verbrennung für sehr gefährlich, weil die weiterhin vorhandene Strahlung so wieder in die Umwelt gelangt.
Marianne Schieder, SPD:
Ich war schon immer Gegnerin der Kernkraft und bin sehr froh, dass der Atomausstieg gelungen ist. Deshalb halte ich es für gefährlichen „WAAhnsinn“, dass der bayerische CSU-Ministerpräsident wieder für Atomkraft wirbt.
Martina Englhardt-Kopf, CSU:
Es war definitiv ein Fehler, dass während der Energiekrise mit einer echten Energiemangellage die letzten AKW´s vom Netz genommen wurden. Bei den sog. SMR´s denke ich, dass die Forschung hier bereits sehr weit ist, aber es liegen hier aus meiner Sicht noch keine verwertbaren Erkenntnisse zur Nutzbarkeit vor. Grundsätzlich spreche ich mich für eine Technologieoffenheit aus. Wir dürfen uns neuen Erkenntnissen und Technologien für die Energieversorgung nicht verschließen. Wir brauchen auch in der Zukunft einen echten Energie-Mix und auch Grundlastfähigkeit der Energie über das ganze Jahr hinweg, um eine saubere, bezahlbare und sichere Energieversorgung sicherzustellen. Außerdem sollten wir uns beispielsweise auf die vorhandenen Ressourcen auch im Wahlkreis besinnen und z.B. bereits bestehende grundlastfähige Biomasse- und Bioenergiebetreiber nicht mit einem desaströsen „Biomasse-Paket“ gängeln und in Existenznot bringen und Holz als nachhaltigen Energieträger stärken. Wir brauchen Technologieoffenheit für alle vorhandenen Potentiale.
Reinhard Mixl, AfD:
Wir fordern den Wiedereinstieg in die Kernenergie – und zwar mit modernen Reaktortechnologien wie SMR. Deutschland braucht verlässliche, bezahlbare Energie. Die Endlagerfrage wurde durch ideologische Panikmache hochstilisiert – andere Länder wie Frankreich oder Finnland haben praktikable Lösungen. Wir setzen auf Forschung, anstatt einfach ganze Industriezweige abzuwürgen.
Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen:
Kein Wiedereinstieg, die Kernenergie ist die teuerste Form der Energiegewinnung mit sehr vielen Risiken. Das Endlagerproblem ist noch lange nicht gelöst.
Fabian Schmid, Freie Wähler:
Ich stehe einem Wiedereinstieg in die Kernenergie, insbesondere durch Small Modular Reactors (SMR), kritisch gegenüber, solange die Entsorgung von radioaktivem Müll nicht vollständig geregelt ist. Die Sicherheit und langfristige Lagerung von radioaktivem Abfall stellt eine enorme Herausforderung dar. Sollte es zu einem Wiedereinstieg kommen, müssen klare, nachhaltige Lösungen für die Endlagerung entwickelt werden. Die Endlagerung muss transparent und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen erfolgen. Alternativ setze ich auf verstärkte Investitionen in erneuerbare Energien und die Entwicklung von Energiespeichertechnologien, um die Energieversorgung nachhaltig und sicher zu gewährleisten.
Ileana Pößl, FDP: keine Antwort
Kommentar der Kreisgruppe Cham zu den Antworten:
CSU:„es war definitiv ein Fehler, dass während der Energiekrise … die letzten AKW vom Netz genommen wurden“
BN KG Cham:
Laut der hierzu vom Ifo-Institut erstellten Studie für eine geplante Laufzeitverlängerung der drei AKW bis 2030 hätte dies zu einer Strompreissenkung von 4 % für 2023 und 1,2 % für die Folgejahre führen können; soweit der Betrieb ohne größere Unterbrechung möglich ist.
Nach verbindlichem EU-Recht setzt eine zulässige Laufzeitverlängerung voraus, dass die 2019 ausgefallene periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) vor einem Weiterbetrieb nachgeholt werden muss. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass diese PSÜ nach dem aktuellen kerntechnischen Regelwerk von 2012 stattfinden muss und mehrere Jahre dauern kann. Die letzte PSÜ fand 2009 nach dem alten Regelwerk statt, dieses stammt aus Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre. Die Aufsichtsbehörden in Bayern waren bis zuletzt gegen die Verabschiedung des neuen Regelwerks 2012 nach Fukushima, und stimmten dem nur zu, wenn die verschärften Regelungen erst bei der nächsten regulären Sicherheitsprüfung angewendet werden; die ja in Anbetracht des vorgesehenen Abschalttermins (31.12.22) ausgefallen ist.
Die ablehnende Haltung des BUND Naturschutz (BN) zu einer Laufzeitverlängerung der bis dahin 34 Jahre alten, noch im Betrieb befindlichen 3 AKW ist auf dem hohen Sicherheitsrisiko begründet. Bereits die 1989 von der Unionsregierung in Auftrag gegebene Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke (die noch von einer 30jährigen Laufzeit ausging) brachte erschreckende Ergebnisse: Zwischen mehreren hunderttausend und 4,8 Millionen Menschen würden bei einem GAU (größten anzunehmenden Unfall) sterben, bis zu 5,47 Billionen Euro ökonomische Schäden (mittlerweile geht man von bis zu 11 Billionen Euro aus), sowie eine Evakuierung von 3 bis 6 Millionen Menschen, je nach Standort. Dies veranlasste die Regierung Kohl die Sicherheitsanforderungen zu verschärfen; aber nur für neue AKW, die laufenden – darunter auch die letzten noch in Betrieb befindlichen AKW – wurden ausdrücklich davon ausgenommen.
Da die Betreiber nur zu einer Risikoabsicherung von 2,5 Milliarden Euro verpflichtet sind, wundert es nicht, dass diese laut Pressebericht einer Laufzeitverlängerung nur zustimmen wollten, wenn alle Kosten und Risiken vom Staat übernommen werden, auch die Qualität der periodischen Sicherheitsüberprüfung verringert und auf größere Sicherheits-Nachrüstungen verzichtet wird. Hier stehen Risiko und Nutzen nach Ansicht des BN in keinem Verhältnis, zumal das Ifo-Institut ein Ausbremsen der Erneuerbaren als zusätzlichen Nachteil erwartet.
AfD: „wir fordern Wiedereinstieg in die Kernenergie … mit modernen Reaktortechnologien wie SMR.“ – „Deutschland braucht verlässliche, bezahlbare Energie“
CSU:„wir brauchen eine echten Energie-Mix und Grundlastfähigkeit … um eine saubere, bezahlbare und sichere Energieversorgung sicherzustellen.“ „Bei den sogenannten SMRs denke ich …“
BN KG Cham zu den genannten Smal Modular Reaktors (SMR):
Am weitesten fortgeschritten war hier im Nordwesten der USA ein Projekt („Carbon Free Power Projekt“) mit 6 SMR und jeweils 77 Megawatt von Nuscale, an dem auch kommunale Energieversorger beteiligt waren. Das jedoch gescheitert ist nachdem Nuscale 2023 die Kostenschätzung für die Megawattstunde von zunächst versprochenen 58 Dollar auf 89 Dollar erhöhen musste (trotz staatlicher Fördergelder und Steuervergünstigungen in Höhe von ca. 4 Mrd. Dollar) – eine Megawattstunde Onshore-Windstrom kostete in den USA 2021 durchschnittlich 32 Dollar. Ebenfalls gestoppt hat der staatliche französiche Atomkonzern EDF sein Projekt eines SMR wegen ausufernder Kosten, aber auch wegen technischer Schwierig-keiten. Sofern der Zeitplan eingehalten werden kann, soll in der EU der erste SMR 2029 in Rumänien ans Netz gehen. Projektpartner des staatlichen rumänischen Energieversorgers ist Nuscale.
Laut des Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme kostet die Kilowattstunde bei neuen Kernkraftwerken zwischen 14 und 49 Cent. Bei Windrädern an Land zwischen 4 und 9 Cent und bei neuen Solarkraftwerken zwischen 4 und 6 Cent. Kernkraft hat die höchsten Stromge-stehungskosten bei neuen Kraftwerken.
AfD:„Die Endlagerfrage wurde durch ideologische Panikmache hochstilisiert – andere Länder wie Frankreich oder Finnland, haben praktikable Lösungen.“
BN KG Cham zum Thema “Endlager”:
Weil es grundsätzliche Zweifel am Standort Bure gibt, hat die französische Regierung noch keine endgültige Genehmigung erteilt. In wenigen Jahren soll das Endlager in Finnland fertig sein.
Quelle: Uran Atlas
Der BUND Naturschutz will es wissen - Teil 5
Die Kandidat*innen für die Bundestagswahl nehmen zu Umweltthemen Stellung: Windenergie
5. Wissenschaft, Wirtschaft und Netzbetreiber fordern in Bayern vor allem einen schnelleren Ausbau der Windenergie; dort lag der Netto-Zubau in den ersten 10 Monaten 2024 bei null Windrädern. Im Landkreis Cham planen die Regionalwerke ihre ersten Windräder. Befürworten Sie den Bau von Windrädern auch innerhalb des sog. 10h-Radius und falls ja, welche Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus wollen Sie im Bund umsetzen?
Die Reihenfolge der Kandidat*innen richtet sich nach dem zeitlichen Eingang der Antworten.
Die Antworten von Fabian Schmid, FW, erreichten uns nach Redaktionsschluss und erscheinen deswegen nur auf unserer Homepage.
Von Ileana Pößl, FDP, erhielten wir keine Antworten.
Tobias Mainka, Die Linke:
Ich befürworte den Ausbau der Windenergie auch innerhalb des 10h-Radius. Um eine Beschleunigung des Ausbaus von Windkraftanlagen voranzutreiben, müssen zum einen die Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Während im Zeitraum von 2011–2017 die Dauer vom Genehmigungsantrag bis zur Inbetriebnahme für Windkraftanlagen im Schnitt bei 25,7 Monaten lag, ist die Dauer im Zeitraum von 2018–2022 auf 42,8 Monate gestiegen. Des Weiteren müssen die Bürger die Möglichkeit haben, den Strom direkt und zu vergünstigten Konditionen beziehen zu können. Dies würde die Akzeptanz erhöhen und „Widerstandsgruppen“ entkräften. Windkraftanlagen sollten vor allem in der Nähe schon erschlossener Gebiete wie Industrieansiedlungen oder Straßen gebaut werden. Den jetzt oft favorisierten Ausbau im Wald sehe ich kritisch, da dafür sehr viel Natur zerstört wird und extra Zufahrtswege gebaut werden müssen.
Marianne Schieder, SPD:
Ich befürworte die Windenergie. Gerade diese Bundesregierung hat mit umfassenden gesetzlichen Maßnahmen, wie etwa dem „Wind-an-Land-Gesetz“ und zahlreichen Maßnahmen dafür gesorgt, dass der Windkraftausbau deutlich voran kommt.
Martina Englhardt-Kopf, CSU:
Zu diesem Thema hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Dezember 2024 einen Gesetzentwurf für mehr Steuerung und Akzeptanz beim Windenergieausbau eingebracht. Mit den darin geplanten Änderungen des Windflächenenergiebedarfsgesetzes wollen wir mehr Akzeptanz für die Energiewende schaffen. Wir als CSU setzen uns weiterhin dafür ein, einen ausgewogenen Ausbau der erneuerbaren Energie voranzutreiben. Dabei stehen wir für einen Energiemix ein, der nicht nur auf Wind- und Sonnenkraft basiert, sondern auch andere erneuerbare Energien beinhaltet. Unserer Überzeugung nach muss der Ausbau der erneuerbaren Energien im Einklang mit der Bevölkerung vor Ort und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten stattfinden. Die 10H-Regelung ist aus unserer Sicht ein wichtiges Instrument, das regelmäßig neu überprüft wird, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Anforderungen gerecht wird.
Reinhard Mixl, AfD:
Windkraft ist ineffizient, teuer und zerstört Landschaften. Der erzwungene Ausbau ist reine Ideologie. Die 10H-Regel muss bleiben – der Schutz der Bürger vor Lärm und Naturzerstörung geht vor. Statt weiterer Windräder setzen wir auf bezahlbare, grundlastfähige Energie: Kernkraft, Kohle, Wasserkraft und moderne Gaskraftwerke.
Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen:
Ja, befürworte ich, da es ohne den Ausbau der Erneuerbaren und hier als ein Beispiel die Windenergie, langfristig keine sichere und bezahlbare Energie gibt. Die Bundesregierung hat u.a. mit dem "Wind an Land" Gesetz schon viel auf den Weg gebracht und vorangebracht, diese müssen weiter ausgebaut werden. In Bayern wurden 2024 keine neuen Windräder gebaut (Netto-Zubau: 0). Der Anteil der Windenergie am Strommix Bayerns liegt bei ca. 7 %, während er bundesweit bei 25 % liegt.
Flächenvorgaben: Bayern muss bis 2032 mindestens 2 % seiner Fläche für Windenergie ausweisen, was die 10h-Regel aushebelt. Sonst kein Vorankommen.
Beschleunigungsgesetz: Die Genehmigungsdauer für Windprojekte wurde auf maximal 12 Monate begrenzt.
Fabian Schmid, Freie Wähler:
Der Ausbau der Windenergie ist von zentraler Bedeutung für die Energiewende. Ich befürworte grundsätzlich den Bau von Windrädern auch innerhalb des 10h-Radius, wenn dieser für die lokale Bevölkerung akzeptabel ist und ökologische sowie ökonomische Kriterien erfüllt werden. Um den Ausbau zu beschleunigen, müssen bürokratische Hürden abgebaut und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Auf Bundesebene sollten wir finanzielle Anreize für die Kommunen schaffen, um Windenergieprojekte vor Ort zu fördern. Ebenso muss die Forschung an innovativen, umweltfreundlichen Windkrafttechnologien vorangetrieben werden, um Akzeptanz und Effizienz zu steigern.
Ileana Pößl, FDP: keine Antwort
Der BUND Naturschutz will es wissen - Teil 4
Die Kandidat*innen für die Bundestagswahl nehmen zu Umweltthemen Stellung: Flächenverbrauch
4. Der Flächenverbrauch in Bayern ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen – und zwar von 12,2 auf 12,4 Hektar pro Tag, womit das Ziel aus dem Koalitionsvertrag erneut um das Doppelte verfehlt wird. Auch im Landkreis Cham mangelt es an flächensparender Planung (vgl. z. B. die geplante Abholzung in Roding für u. a. Parkplatzflächen). Welche Maßnahmen würden Sie in der Bundespolitik unterstützen um den wertvolle Böden fressenden Flächenverbrauch wirksam zu reduzieren?
Die Reihenfolge der Kandidat*innen richtet sich nach dem zeitlichen Eingang der Antworten.
Die Antworten von Fabian Schmid, FW, erreichten uns nach Redaktionsschluss und erscheinen deswegen nur auf unserer Homepage.
Von Ileana Pößl, FDP, erhielten wir keine Antworten.
Tobias Mainka, Die Linke:
Das Volksbegehren gegen den Flächenfraß und dessen Begrenzung auf 5 ha pro Tag war vor einigen Jahren ein guter Versuch, den Flächenverbrauch zu reduzieren. Leider wurde das Volksbegehren vom Verfassungsgerichtshof für unzulässig erklärt. Die Ressource Boden ist nicht vermehrbar. Deshalb muss für jegliche Neuausweisungen geprüft werden, ob nicht bereits verbaute Fläche (Leerstände) hierfür verwendet werden könnte oder als Ausgleich brachliegende Flächen entsiegelt werden könnten. Anhand des Beispiels der Parkplätze für größere Firmen muss geprüft werden, ob nicht stattdessen auch eine Tiefgarage oder ein Parkhaus (am besten in Kombination mit einer PV-Anlage) gebaut werden kann oder ob mit Hilfe von Werkbussen ein Großteil der Mitarbeiter in die Firma gebracht werden kann. Dies hätte einen positiven Einfluss auf Umwelt, Flächenverbrauch und den Geldbeutel der Mitarbeiter.
Grundsätzlich sollten Flächen immer mehrfach genutzt werden – zum Beispiel landwirtschaftliche Flächen in Kombination mit PV. Statt auf der grünen Wiese zu bauen, sollten stattdessen Innenstädte (wieder)belebt werden, und die Ausweisung von Gewerbegebieten sollte zentral gesteuert und mit Auflagen zum Flächensparen versehen werden.
Marianne Schieder, SPD:
Die Planungshoheit liegt hier in kommunaler Hand. Der Bund kann hier nur die Rahmen setzen. Ich appelliere daher stets an die Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sorgsame und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Martina Englhardt-Kopf, CSU:
Wir müssen Maßnahmen finden, die sowohl auf politischer als auch auf administrativer Ebene umgesetzt werden können und so eine kluge Flächennutzung durch Doppel- und Mehrfachnutzungen unterstützen und Ausgleichsmaßnahmen verbessern. Vor allen Dingen müssen wir Anreize schaffen, um eine bessere Innenentwicklung zu fördern und damit mehr bereits versiegelte Flächen und Leerstände zu nutzen, statt neue zu versiegeln. Hier brauchen wir steuerliche Vorteile, mehr Mittel statt Kürzungen für Dorferneuerung oder Städtebau-Förderprogramme sowie vereinfachte Genehmigungsverfahren für die Sanierung und Nachnutzung beispielsweise von Altbauten und einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
Reinhard Mixl, AfD:
Die Altparteien fordern weniger Flächenverbrauch, treiben aber mit Massenzuwanderung den Wohnraumbedarf hoch. Solange Deutschland jedes Jahr Hunderttausende Migranten aufnimmt, wächst der Flächenverbrauch. Lösung: Grenzen sichern, Remigration fördern, Zuwanderung in die Sozialsysteme stoppen. Dann gibt es auch weniger Bedarf für zusätzlichen Wohnraum und Infrastruktur.
Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen:
Flächenzertifikatehandel, bei dem Kommunen Zertifikate erwerben müssen, wenn sie neue Flächen ausweisen. Dies schafft finanzielle Anreize für sparsame Planung.
Förderung der Innenentwicklung: Bundesweit stehen 500 Millionen Euro für die Sanierung und Nachverdichtung innerstädtischer Gebiete bereit.
Gesetzliche Limits: Ein bundesweites Flächenverbrauchslimit von 30 Hektar pro Tag ist ein Vorschlag/Ziel.
Förderung multifunktionaler Flächennutzung, z. B. kombinierte Park- und Solaranlagen.
Gesetzliche Vorgaben wären Initiativen, dass Neubauten auf unversiegeltem Boden nur genehmigt werden, wenn keine Alternativen vorhanden sind.
Fabian Schmid, Freie Wähler:
Die Reduzierung des Flächenverbrauchs erfordert klare gesetzliche Vorgaben und Anreize zur flächensparenden Planung. Ich setze mich für eine Verschärfung der Baulandverordnung ein, um den Bodenverbrauch zu minimieren. Zudem sollten Kommunen stärker in die Verantwortung genommen werden, die Flächennutzung nachhaltig zu gestalten und bestehende Bebauungsflächen nach Möglichkeit zu verdichten. Besonders wichtig ist es, alternative Mobilitätslösungen zu fördern, wie den Ausbau von Carsharing- und Fahrradwegen, um den Flächenbedarf für Parkplätze zu reduzieren. Zudem müssen Naturschutzaspekte bei allen Bauprojekten stärker berücksichtigt werden.
Ileana Pößl, FDP:keine Antwort
Der BUND Naturschutz will es wissen - Teil 3
Die Kandidat*innen für die Bundestagswahl nehmen zu Umweltthemen Stellung: Bahnverkehr
3. Der überregionale Bahnverkehr im Landkreis Cham ist zu einem Dauerproblem geworden. Während vierspurige Bundesstraßen gebaut werden, ist die Metropolen-Bahn Prag – München immer noch einspurig. Die verkehrspolitische Einflussnahme aus unserem Landkreis in Berlin konzentrierte sich in der Vergangenheit überwiegend auf die Förderung des Straßenausbaus. Nachdem nicht alles finanzierbar ist, welche Prioritäten setzen Sie bei der Verkehrspolitik?
Die Reihenfolge der Kandidat*innen richtet sich nach dem zeitlichen Eingang der Antworten.
Die Antworten von Fabian Schmid, FW, erreichten uns nach Redaktionsschluss und erscheinen deswegen nur auf unserer Homepage.
Von Ileana Pößl, FDP, erhielten wir keine Antworten.
Tobias Mainka, Die Linke:
Hohe Priorität hat der Ausbau der Bahnstrecke und deren Elektrifizierung. Die Bahnverbindungen im Landkreis Cham sind schon lange nicht mehr zuverlässig bzw. pünktlich. Durch einen zweispurigen Ausbau müssen Züge nicht mehr auf die entgegenkommenden Züge warten, sodass Verspätungen nicht mehr automatisch weitergegeben werden. Die Elektrifizierung ist überfällig, genauso wie der barrierefreie Ausbau des Chamer Bahnhofs. An sich bräuchten wir auch neue Bahngleise, zum Beispiel nach Straubing, oder eine Direktverbindung nach Regensburg und eine deutlich höhere Taktung. Außerdem brauchen wir überall Zubringerbusse aus den Dörfern, die auf die Bahnzeiten abgestimmt sind.
Die Bundesstraßen haben schon teilweise autobahnähnliche Ausbaustufen, weshalb hier die Priorität sich definitiv auf die Bahn verlagern muss.
Marianne Schieder, SPD:
In der Verkehrspolitik darf es kein „Gegeneinander“ geben. Ich bin überzeugt, dass nur ein „Miteinander“ der verschiedenen Verkehrsträger zielführend ist. Der Landkreis Cham hat keine Autobahn und immer noch Nachholbedarf, was die Ertüchtigung der Bundesstraßen betrifft. Gleichwohl kämpfe ich seit Jahren dafür, dass auch Bahnstrecken elektrifiziert bzw. ausgebaut werden.
Martina Englhardt-Kopf, CSU:
Die grenzüberschreitende Metropolenbahn von Nürnberg über Amberg – Schwandorf - Furth im Wald nach Prag ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte für ganz Ostbayern und die europäische Ost-West-Anbindung. Die Oberpfalz nimmt dabei eine wichtige Brückenfunktion für die Räume München, Regensburg, Nürnberg und Prag ein und erhält damit eine Perspektive für ein internationales Fernverkehr-Angebot sowie Kapazitäten für die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene, mit einer enormen Beschleunigung der Fahrzeiten. Nichtsdestotrotz müssen wir unsere wichtigen Verkehrsachsen und deren Ausbau unbedingt weiter im Auge behalten, um den Anschluss unserer Region nicht zu verlieren. Die Bundesstraßen 20 und 85 und die hierzu bereits vorgelegten Ausbaupläne müssen weiterverfolgt und vorangebracht werden. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sowohl der Individualverkehr als auch der Güterverkehr auf der Straße deutschlandweit in den kommenden Jahren weiter zunehmen werden. Ich setze mich für eine Kombination der unterschiedlichen Verkehrsträger ein und möchte nicht Straße gegen Schiene ausspielen. Wir müssen alle Verkehrsträger zusammen denken, um die Leistungsfähigkeit unserer Region zu steigern.
Reinhard Mixl, AfD:
Die Infrastruktur in der Oberpfalz ist unterfinanziert, weil Milliarden in ideologische Klima- und Migrationspolitik fließen. Wir setzen auf den Ausbau aller Verkehrswege, inklusive Bahn. Das Projekt Prag-München muss vorangetrieben werden, aber nicht auf Kosten wichtiger Straßenbauprojekte. Ideologische Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene lehnen wir ab – es braucht eine realistische Verkehrspolitik für alle.
Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen:
Die Bahnstrecke Prag-München ist ein wichtiges europäisches Verkehrsprojekt. Die Strecke Prag-München wurde als Teil des EU-TEN-T-Projekts priorisiert, wodurch zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Erstmals [wurde] mehr Geld in den Schienenausbau als in den Straßenneubau investiert. 86 Milliarden Euro fließen bis 2030 in die Modernisierung des Schienennetzes, darunter 12 Milliarden speziell für grenzüberschreitende Projekte.
Elektrifizierung ländlicher Bahnstrecken: Bis 2025 sollen 75 % aller Bahnstrecken in Deutschland elektrifiziert sein (aktuell: ca. 62 %).
Wir wollen eine Verdichtung des Takts im Regionalverkehr, insbesondere in Grenzregionen. Das Deutschlandticket ist ein großer Antrieb für den weiteren Ausbau. Wir haben die Elektrifizierung Regensburg-Hof in unserem Koa[litions]Vertrag priorisiert.
Fabian Schmid, Freie Wähler:
Die Priorität in der Verkehrspolitik sollte auf der Verbesserung der Schieneninfrastruktur und einer nachhaltigen Mobilität liegen. Der Ausbau der Metropolen-Bahn Prag-München sollte in den Fokus rücken, da eine leistungsfähige Schienenverbindung die Region langfristig stärkt. Dabei sollten sowohl regionale als auch überregionale Bahnverbindungen ausgebaut werden. Ich setze mich für einen fairen Ausgleich zwischen Straßen- und Schienenverkehr ein, wobei nachhaltige Verkehrskonzepte wie der Ausbau von Schienen und Elektromobilität sowie die Förderung von umweltfreundlichem Nahverkehr im Landkreis Cham Vorrang erhalten. Ein Fokus auf die Förderung von alternativen Antrieben und Digitalisierung der Verkehrssysteme sollte ebenfalls berücksichtigt werden.
Ileana Pößl, FDP:keine Antwort
Der BUND Naturschutz will es wissen - Teil 2
Die Kandidat*innen für die Bundestagswahl nehmen zu Umweltthemen Stellung: Nitratbelastung
2. Die Nitratbelastung im Grundwasser ist im Landkreis Cham höher als in anderen Landkreisen der Oberpfalz. Wie wollen Sie künftig hohe Nitrateinträge aus der Landwirtschaft vermeiden und unser Grundwasser besser schützen?
Die Reihenfolge der Kandidat*innen richtet sich nach dem zeitlichen Eingang der Antworten.
Die Antworten von Fabian Schmid, FW, erreichten uns nach Redaktionsschluss und erscheinen deswegen nur auf unserer Homepage.
Von Ileana Pößl, FDP, erhielten wir keine Antworten.
Tobias Mainka, Die Linke:
Mit dem Anstieg des Anteils der ökologischen Landwirtschaft muss gleichzeitig auch der Tierbestand schrittweise reduziert werden. Das ermöglicht eine artgerechte Haltung, und es sollte auch weniger Gülle ausgebracht werden. Qualität statt Masse ist hier das Stichwort.
Gleichzeitig benötigen wir mehr regionale Vermarktungsstrategien.
Marianne Schieder, SPD:
Auch diese Frage ist gesetzlich geregelt, sowohl von Bundes- als auch von Landesseite. Die Wasserwirtschaftsämter machen nach meiner Wahrnehmung ihre Sache gut und sehr seriös. Dort wo erhöhte Nitratwerte auftauchen, folgen Einschränkungen.
Martina Englhardt-Kopf, CSU:
Zunächst einmal müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir in einer ländlich geprägten Region beheimatet sind, die glücklicherweise noch viele landwirtschaftliche Betriebe vorweisen kann. Daher werden wir zum jetzigen Zeitpunkt keine vollständige Vermeidung des Nitrateintrages aus der Landwirtschaft erreichen können. Wir haben bereits strenge Auflagen bei der Düngeverordnung und setzen auf umweltfreundliche Anbaumethoden wie z.B. den Einsatz von Fruchtfolgen und den Anbau von Zwischenfrüchten. Durch neue Technologien können wir ebenfalls dazu beitragen den Düngereinsatz zu optimieren und so präziser zu düngen. Hier spielt eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren also der Politik, der Landwirtschaft, von Innovationen und neuen Technologien sowie Umweltverbänden eine tragende Rolle.
Reinhard Mixl, AfD:
Die Nitratproblematik ist überzogen und wird genutzt, um Landwirte weiter zu gängeln. Der wissenschaftliche Nachweis für flächendeckende Grenzwertüberschreitungen fehlt. Eine pauschale Verschärfung der Düngeverordnung lehnen wir ab. Stattdessen müssen sinnvolle, praxisgerechte Lösungen mit den Landwirten erarbeitet werden – keine ideologischen Verbote aus Brüssel und Berlin.
Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen:
Düngeverordnung: In "roten Gebieten" (Nitratbelastung über Grenzwerten) dürfen maximal 170 kg Stickstoff pro Hektar aus organischen Düngemitteln ausgebracht werden. Ab 2024 gelten neue Regeln, wie z. B. die Einführung von verpflichtenden
Stickstoff-Bilanzen für jeden Betrieb. Für die Anschaffung emissionsarmer Ausbringtechnik (z. B. Schleppschlauchverteiler) stehen 50 Millionen Euro jährlich bereit. Diese Techniken können Stickstoffverluste um bis zu 30 % reduzieren.
Digitalisierung: Präzisionslandwirtschaftssysteme, die den exakten Stickstoffbedarf des Bodens messen, werden mit bis zu 40 % der Kosten bezuschusst.
Fabian Schmid, Freie Wähler:
Zur Verringerung der Nitratbelastung im Grundwasser muss die Landwirtschaft verstärkt auf nachhaltige Düngung und präzise Nährstoffverwendung setzen. Ich setze mich für eine Förderung der Forschung und Entwicklung von umweltfreundlicheren Düngemethoden und Technologien ein. Zudem sollten verstärkte Kontrollen der Nitratwerte sowie Anreize für die Umstellung auf ökologische und integrierte Landwirtschaft geschaffen werden. Wichtig ist auch, die Wasserschutzgebiete stärker zu fördern und auf eine verstärkte Einhaltung der Düngeverordnung zu achten. Schulungen und Beratungsangebote für Landwirte zur umweltgerechten Landwirtschaft sind notwendig, um langfristig eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion zu gewährleisten.
Ileana Pößl, FDP: keine Antwort
Der BUND Naturschutz will es wissen - Teil 1
Die Kandidat*innen für die Bundestagswahl nehmen zu Umweltthemen Stellung: Biologische Landwirtschaft
1. Biologische Landwirtschaft
Der Agrarbericht 2024 weist für Bayern einen Öko-Anteil von ca. 13,6 % aus; im Landkreis Cham sind es nur ca. 4 %. Welche Weichen wollen Sie im Bund stellen, damit das gesetzlich festgelegte bayerische Ausbau-Ziel von 30 % insbesondere im Landkreis Cham bis 2030 erreicht und damit auch die Produktion von regional erzeugten Bio-Lebensmitteln gesteigert werden kann?
Die Reihenfolge der Kandidat*innen richtet sich nach dem zeitlichen Eingang der Antworten.
Die Antworten von Fabian Schmid, FW, erreichten uns nach Redaktionsschluss und erscheinen deswegen nur auf unserer Homepage.
Von Ileana Pößl, FDP, erhielten wir keine Antworten.
Tobias Mainka, Die Linke:
Wir brauchen an sich einen Plan mit der schrittweisen Umstellung der gesamten Landwirtschaft hin zu einer ökologischen und artgerechten Erzeugung von Lebensmitteln, von der auch die Bauern gut leben können.
Dazu bedarf es einer Reform der Fördersysteme auf EU-Ebene zur Ausrichtung an ökologischen und sozialen Standards und einer Stärkung der Bauern in den Verhandlungen mit den Konzernen für bessere Lebensmittelpreise, zum Beispiel durch Mindestpreise. Außerdem müssen wir mehr tun, wenn es um den Schutz von Wasser, Boden, Flora und Fauna geht, und das in Zusammenarbeit mit den Landwirten. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, an dem sich auch Die Linke aktiv beteiligt hat, war ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Marianne Schieder, SPD:
Der Bund hat in den vergangenen Jahren die Weichen richtig gestellt. Ebenso wirbt das Land Bayern für mehr Bio-Anbau in der Landwirtschaft. Wichtig ist nun in erster Linie, die Landwirtinnen und Landwirte vor Ort davon zu überzeugen.
Martina Englhardt-Kopf, CSU:
Unsere Landwirtinnen und Landwirte erzeugen hochwertige Lebensmittel und leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Ernährungssicherung sowie zum Umwelt-, Klima-, Arten- und Ressourcenschutz. In unserer sehr ländlich geprägten Heimatregion sind sie nicht wegzudenken, denn sie pflegen mit ihrer Arbeit unsere so hochgeschätzte Kulturlandschaft. Für den Ausbau des Öko-Anteils gibt es eine Förderung, gleichwohl muss aber auch die Nachfrage vorhanden sein und die Produkte müssen abgenommen werden. Ich halte das Ausbauziel für einen theoretischen Wert, der nicht erzwungen werden kann. Zudem muss Deutschlandweit die Lebensmittelversorgungssicherheit im Land gewährleistet werden, um nicht bei Grundnahrungsmitteln, die wir selber produzieren können, auf Importe aus dem Ausland angewiesen zu sein. Unsere Bauern produzieren in der Fläche regionale und gesunde Lebensmittel, sowohl im Bio- als auch im Konventionellen Anbau, wofür ich sehr dankbar bin. Diese Strukturen zu erhalten hat für mich oberste Priorität.
Reinhard Mixl, AfD:
Es kann und darf keine staatlich verordnete Zwangsumstellung auf 30 % Ökolandbau geben. Bauern müssen selbst entscheiden, welche Bewirtschaftungsform wirtschaftlich tragfähig ist. Die aktuellen Vorgaben führen zu steigenden Preisen, mehr Abhängigkeit von Importen und gefährden die Versorgungssicherheit. Wir setzen auf Wahlfreiheit und Marktwirtschaft statt Planwirtschaft.
Tina Winklmann, Bündnis 90/Die Grünen:
Im Rahmen des GAP-Strategieplans 2023-2027 fließen jährlich 1,1 Milliarden Euro in Umweltmaßnahmen, davon 300 Millionen Euro speziell in den Öko-Landbau.
Umstellungsprämien: Pro Hektar erhalten Landwirte bis zu 350 Euro für die Umstellung auf Ökolandbau (Ackerfläche), plus ca. 230 Euro für Grünland. Nach der Umstellung beträgt die jährliche Förderung ca. 280 Euro pro Hektar (Acker) bzw. 210 Euro (Grünland).
Mit der Initiative "Bio-regional-nachhaltig" sollen 30 % der Lebensmittel in öffentlichen Einrichtungen aus regionaler ökologischer Produktion stammen. Dies erhöht die Nachfrage und stabilisiert die Preise. Neue Beratungskampagnen sollen Landwirte über die Vorteile und Fördermöglichkeiten des Ökolandbaus informieren. In Bayern werden z. B. spezialisierte Beraterteams eingesetzt, die auch in ländlichen Regionen wie Cham tätig sind.
Fabian Schmid, Freie Wähler: Um das bayerische Ziel von 30 % Öko-Anbau bis 2030 zu erreichen, insbesondere im Landkreis Cham, sollten wir eine gezielte Förderung von Bio-Landwirtschaft in strukturschwachen Regionen vorantreiben. Dies könnte durch finanzielle Anreize, wie Zuschüsse und Steuererleichterungen, für Landwirte erfolgen, die auf biologische Produktion umstellen. Zudem muss die Ausbildung und Beratung im Bereich ökologischer Landwirtschaft intensiviert werden. Ein Netzwerk von regionalen Bio-Bauern könnte ebenfalls die Vermarktung erleichtern, um die Nachfrage nach regional produzierten Bio-Lebensmitteln zu steigern. Darüber hinaus sollte der Aufbau von Absatzmärkten und der direkte Kontakt zu Verbrauchern durch Kooperationen zwischen Landwirten, Supermärkten und regionalen Initiativen gefördert werden.
Ileana Pößl, FDP: keine Antwort
25.01.2025 Die BürgerEnergie BAYERWALD - mit gutem Gewissen Geld anlegen

Landkreis Cham.- Der BUND Naturschutz hatte am Samstagabend zu einem hybriden Vortrag über die BürgerEnergie Bayerwald eingeladen, einer Genossenschaft, die erneuerbare Energien im Landkreis aus Bürgerhand voranbringen will. Sowohl online als auch live in der Klostermühle Altenmarkt war das Interesse groß, mit gutem Gewissen Geld anzulegen, so der Titel der Veranstaltung.
Gerade erst 2 Jahre alt geworden, hat die BürgerEnergie-Genossenschaft schon erfolgreiche Projekte vorzuweisen. 2024 ging die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Kläranlage Grafenwiesen ans Netz. „Die Ausrichtung der Module auf den Dächern ist Ost, Süd und Nordwest, denn der Strombedarf einer Kläranlage ist überwiegend über den Tag gleich verteilt“, erklärte Jürgen Schindlatz, Vorstandsmitglied. Eine Reihe von weiteren Projekten sind geplant wie zum Beispiel eine Dach-PV für das Osserschutzhaus oder eine Agri-PV-Anlage in Ramsried. Kurz vor der Realisierung steht ein Batteriespeicherpark in Eschlkam. „Warum ist ein Batteriespeicher wichtig für die Energiewende?“ Der Maschinenbauingenieur Schindlatz nannte das Stichwort Überlast. An sonnen- und windreichen Tagen kann es passieren, dass der gewonnene Strom die Netzkapazitäten überlastet. Diese leidvolle Erfahrung mussten 2024 einige Besitzer von Photovoltaikanlagen machen, denen vom Netzbetreiber kurzerhand die Anlage für einige Tage abgeschaltet wurde. Hier greift der mit 2,2 MW geplante Batteriespeicherpark. Er nimmt den Strom ab und speichert ihn kurzfristig, bis er bei Bedarf und mit einem höheren Preis an der Strombörse wieder ins Netz abgegeben wird, so Schindlatz. Auch für den Netzbetreiber ist das eine interessante Sache, da der Bau eines Speichers billiger als der Netzausbau kommt.
Was ist, wenn Parteien der künftigen Regierung den Ausbau von erneuerbaren Energien nicht forcieren wollen?, wollte ein Zuhörer wissen. Da hat die Bayerwald-Energiegenossenschaft keinerlei Zweifel. „Die Ökonomie schafft Fakten. Photovoltaik ist sehr günstig und wird sich am Markt durchsetzen“, bekräftigte Schindlatz. Auch die finanzielle Rendite, die bei Genossenschaften korrekt „Dividende“ heißt, beschäftigte viele. Vorstandsmitglied Gerhard Ascherl, der bis zu seiner Rente für den Genossenschaftsverband Bayern unter anderem Banken geprüft hat, erklärte die wirtschaftliche Seite. Die erste Ausschüttung ist für das Jahr 2026 geplant, da sich die Genossenschaft zu diesem Zeitpunkt planmäßig erstmals in den schwarzen Zahlen bewegen wird. Diese schätzte der Banker mittelfristig auf 3 – 4 Prozent und versicherte, dass alle Projekte vor der Realisierung finanziell gut abgeklopft werden. Als Mitglied der Genossenschaft kann man außerdem selbst mitentscheiden und nach 4 Jahren vorgeschriebener Bindungsfrist auch wieder aussteigen, so Ascherl weiter. Jetzt geht es der BürgerEnergie BAYERWALD darum, möglichst viele neue Mitglieder zu gewinnen, um den Batteriespeicher voranzubringen. Ein Anteil kann für 1.000 Euro erworben werden, auch von Bürgern außerhalb des Landkreises. Nähere Informationen dazu, wie eine gute Sache für die Region, den Umweltschutz und den eigenen Geldbeutel unterstützt werden, finden sich auf der Homepage der Genossenschaft unter www.buergerenergiebayerwald.de/.
Der Vorsitzende des BN Cham, Robert Kurzmann, betonte, wie wichtig der Ausbau der erneuerbaren Energien auch für den Naturschutz ist und kündigte zwei weitere Online-Veranstaltungen in dieser Reihe an. Am 27. Februar wird die Energiegenossenschaft Offenhausen vorgestellt, die bereits seit 2011 erfolgreich erneuerbare Energien, auch Windkraftanlagen, betreibt. In dem Vortrag am 18. März geht es um Natur- und Artenschutz auf Freiflächen-PV-Anlagen. Anmeldung erforderlich unter cham.bund-naturschutz.de/veranstaltungen.
18.01.2025 Wir haben es satt
Mitglieder des BUND Naturschutz aus Bayern trafen sich am Nürnberger Hauptbahnhof um gemeinsam mit dem ICE mit bis zu 300 km/h in weniger als 3 Stunden nach Berlin zu fahren und an der Demo „Wir haben es satt“ teilzunehmen. Auch eine Delegation aus dem Landkreis Cham war mit dabei, um ein Zeichen für eine zukunftsfähige Agrarpolitik zu setzen. Angesichts der kommenden Neuwahlen stellt sich für die BN-Mitglieder die Frage: Wird zukünftig mehr in Nachhaltigkeit, Artenschutz und faire Preise investiert? – Oder werden hart errungene Fortschritte wieder abgeschafft, wie die Äußerungen mancher Politiker im Wahlkampf befürchten lassen?
Unter dem Motto: „Zeit für mutige Agrarpolitik“ versammelten sich dann am Samstag ca. 9000 Teilnehmer zu der Demo vor dem Kanzleramt, um von der zukünftigen Bundesregierung ein zuverlässiges Bekenntnis und eine ambitionierte Förderung für eine bäuerlich ökologische Landwirtschaft einzufordern. Die Chamer trafen sich mit BUND-Mitgliedern aus ganz Deutschland am BUND-Stand vor dem Reichstagsgebäude, um sich dann anschließend; in ein dort gebildetes riesiges Wahlkreuz aus Menschen einzureihen, unter dem auf großen Lettern „mutige Agrarpolitik wählen“ stand. Nach einem bunten Demonstrationszug durch das Regierungsviertel wurde auf der Abschlusskundgebung in den verschiedenen Redebeiträgen von Vertretern der Landwirtschaft, der Umweltschutzverbände und kirchlichen Organisationen auch deutlich, dass die intensive Landwirtschaft mit ihrer Überproduktion nicht nur die Erzeugerpreise oft bis ans Existenzminimum drückt, sondern auch mit dafür verantwortlich ist, dass sich die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern ständig verschlechtern; bis hin zum Verlust der Lebengrundlagen der dortigen Bevölkerung. Dies wird daher auch als eine Ursache für Flüchtlingsströme gesehen. Auch der Aussage des BUND-Vorsitzenden Olaf Brandt: „Eine neue Bundesregierung muss nach der Wahl Tier-, Klima- und Umweltschutz endlich voranbringen; das ermöglicht auch neue Zukunftsperspektiven für unsere heimischen Betriebe,“ konnten die Chamer nur zustimmen.
02.01.2025 Richtig Heizen im Winter – sechs Tipps für den Umweltschutz
Der Landkreis Cham liegt in einer eher raueren Gegend, daher muss mehr geheizt werden als in milderen Teilen Deutschlands. Heizenergie ist teuer, zudem schadet die Verbrennung von Gas und Öl unserem Klima. Dabei kann man mit einigen wenigen Maßnahmen die Heizkosten erheblich verringern und damit zugleich das Klima schützen. Die Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz in Bayern mit fünf Tipps fürs effektive Heizen:
1. Jedes Grad zählt
Jedes Grad weniger Raumtemperatur spart rund sechs Prozent Energie!
Deshalb sollte man genau überlegen, wie warm ein Raum tatsächlich sein muss. In der Küche reichen oft schon 18 oder 19 Grad, da Herd und Kühlschrank mitheizen. Im Schlafzimmer genügen sogar schon 17 Grad, um eine geruhsame Nacht zu haben.
2. Das Thermostatventil nicht voll aufdrehen
Egal, ob der Heizkörper auf fünf oder drei gestellt wird, der Raum heizt gleich schnell auf - nur auf fünf wird viel mehr Energie verbraucht. Die Stufen des Thermostatventils stehen nur für die Höchsttemperatur, die erreicht werden soll. Auf Stufe drei heizt man beispielsweise auf angenehme 20 bis 21 Grad.
Stufen an der Heizung bzw. auf dem Thermostatventil:
* (Sternchen): ca. 5 Grad, Frostschutz
Stufe 1: ca. 12 Grad
Stufe 2: ca. 16 Grad
Stufe 3: ca. 20 Grad
Stufe 4: ca. 24 Grad
Stufe 5: ca. 28 Grad
3. Nachts Rollläden runter
Richtig Heizen im Winter heißt vor allem, möglichst wenig Wärme entweichen zu lassen. Um den Wärmeverlust über die Fenster zu verringern, sollten daher bei Einbruch der Dunkelheit die Rollläden runtergelassen und Vorhänge oder Jalousien geschlossen werden.
4. Nachts und wenn niemand in der Wohnung ist: Heizung runter!
In der Nacht sollte die Raumtemperatur etwa im Wohnzimmer um etwa fünf Grad reduziert werden. Steht sie tagsüber auf dreieinhalb sollte sie also auf zwei runtergedreht werden. Bei modernen Fußbodenheizungen mit elektronischer Steuerung sollte man analog entsprechende Einstellungen vornehmen.
5. Stoßlüften statt Dauerkippen
Neben dem richtigen Heizen ist auch das richtige Lüften enorm wichtig, um Energie zu sparen. Ziel ist ein effizienter Luftaustausch in möglichst kurzer Zeit. Das geht am besten, indem man morgens und abends für ein paar Minuten die Fenster weit öffnet – am besten Querlüften. Bei Kippfenstern dauert der Luftaustausch sehr lange, die Wohnung kühlt aber trotzdem aus, vor allem das Mauerwerk um das Fenster herum, was wiederum bewirkt, dass sich der Raum nach dem Lüften langsamer wieder aufheizt. Wichtig beim Stoßlüften: Vorher das Thermostatventil herunterdrehen!
6. Dämmung verbessern
Am wenigsten Energie fürs Heizen braucht man, wenn das Haus keine Energie verliert. Je besser die Dämmung und je energiesparender die Fenster sind, desto mehr sinkt der Energieverbrauch fürs Heizen. Bitten Sie Ihren Vermieter hier um Verbesserungen oder nutzen Sie Ihre Möglichkeiten als Hausbesitzer. Der Staat bietet dafür attraktive Förderungen.
Der BUND Naturschutz bietet auch eine persönliche Beratung an. Die BN-Experten bieten kostenfrei Tipps und Tricks, wie im Haus Energie und Geld eingespart werden kann - zum Beispiel bei Strom, Warmwasser, Waschmaschine oder Elektrogeräten. Einfach anrufen unter der Nummer: 0 91 23 / 7 02 76 10, Montag bis Freitag von 10:00 bis 14:30 Uhr und Dienstag und Donnerstag von 16:00 bis 19:00 Uhr. Oder über: http://www.frag-den-bn.de