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Heckenpflege – bitte naturverträglich!

In der Zeit von Oktober bis Februar ist eine ordnungsgemäße, den Bestand erhaltende
Nutzung und Pflege von Hecken, Feldgehölzen oder -gebüschen erlaubt (BayNatSchG).
Leider wird dabei immer wieder auch übers Ziel hinausgeschossen. Für den
Artenschutz ist der Heckenbeschnitt grundsätzlich problematisch.
Der Bund Naturschutz führte in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftsschule,
Wildlebensraumberatung und Naturparkranger im November 2023 eine
Informationsveranstaltung zum Thema „Praktische Heckenpflege im Herbst“ durch.

Hecken erfüllen vielfältige Funktionen. So dienen sie der Gliederung der Landschaft, als Erosionsschutz,
haben einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt oder sind wichtige Bestandteile für eine
Biotopvernetzung. Dank ihres mehrschichtigen Aufbaus beherbergen sie eine große Artenvielfalt und
sind für viele Tierarten Lebensraum; etwa als Winterquartier, Versteck, Nahrungsraum oder Revier.
Gerade in Wohngebieten ist es aber manchmal unerlässlich, Hecken zurückzuschneiden, wenn sie über
Grundstücksgrenzen ragen. Bei diesem „Auf den Stock setzen“ muss behutsames Vorgehen aber oberste
Priorität sein.
Wichtig ist, das mit dem Beginn der Vegetationszeit ein dichtes Astwerk mit Blättern und Blüten für
Vögel und Insekten zur Verfügung steht – sei es zur Fortpflanzung, zum Brüten oder für die
Nahrungssuche. Auch für bodenlebende Tiere wie Amphibien oder Igel ist ein schützendes Gehölz
erforderlich. Zentral ist daher, dass Hecken bzw. Feldgehölzstrukturen nicht komplett entfernt werden,
sondern abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden. Nicht selten orientieren sich die
Pflegemaßnahmen aber eher an pragmatischeren Aspekten, denn flächiges auf den Stock setzen spart
Arbeit und somit Kosten. Auch bei uns im Landkreis Cham sehen wir immer wieder viel zu radikale
Pflegemaßnahmen, bei denen der gesamte Strauchbestand und somit der komplette Lebensraum
zerstört wird.
Aus diesem Grund weist der BUND Naturschutz Cham auf einige wichtige Aspekte bei der Gehölzpflege
hin:
-Der Grundsatz bei der Heckenpflege muss „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“ lauten
-Noch schonender als das behutsame „auf den Stock setzen“ ist die Entnahme von Einzelgehölzen
oder ein Zurückschneiden von Rändern und Kronen
-Wertvolle große Bäume und Sträucher sollten stehen bleiben (gerade solche Gehölze, die ein
geringes Potenzial zum Wiederaustrieb besitzen)
-Stellenweise Totholzstrukturen erhalten, z.B. als Nistgelegenheiten für Wildbienen und andere
Insekten, Fledermäuse und Vögel
-Ein Teil des Schnittgutes sollte als Reisighaufen am Standort verbleiben und kann so gleich ein
Winterquartier für Arten wie Igel oder Amphibien bilden

Vor dem Schnitt muss immer geklärt werden, ob die Hecke als Biotop ausgewiesen oder in einem
Schutzgebiet liegt und besonderen Schutz-Bestimmungen unterliegt. Bei Privathecken ist dies
normalerweise nicht der Fall, auf öffentlichem Grund muss dies die Kommune aber zwingend beachten.
Wenn diese Hinweise berücksichtigt werden und die Heckenpflege nur abschnittsweise oder an
Einzelgehölzen erfolgt, kann sie auch naturschutzfachliche Kriterien erfüllen. „Wir möchten mit unseren
Vorschlägen niemanden an den Pranger stellen, sondern in erster Linie für den Lebensraum Hecke
werben, der eine Vielzahl an Aufgaben erfüllt und ein häufig unterschätzter Lebensraum ist“, erklären
Helmut Kleisinger und Roger Mayer von der BN Kreisgruppe Cham.

Entlang einer 250 m langen Hecke im Bereich des BN-Biotopes Tappmühle bei Runding bot sich dafür
eine geeignete Gehölzstruktur an. Nach der letzten Pflegeaktion vor 13 Jahre ist der Bereich inzwischen
oben zu dicht und unten zu licht. An 3 Teilstücken, die zusammen etwa 1/3 der Hecke ausmachen,
wurde Vogelkirsche, Zitterpappel und Eiche entnommen, so dass wieder Licht in die Hecke kommt damit
Schlehe, Weißdorn, Hagebutte, Holunder und andere Beerensträucher eine Entwicklungsmöglichkeit
haben. Totholz blieb stehen oder wurde gefördert, indem einige Stämme von der Borke bis in dasKambium hinein mit der Kettensäge abgefräst wurden. Der Baum bleibt dadurch stehen, bildet aber kein
dichtes Blätterdach mehr aus sondern stirbt ab und dient zukünftig als wertvoller Totholzstamm den
Vögeln und Insekten als Lebensraum. Zusätzlich wurde in jedem Pflegeabschnitt ein Totholzhaufen
angelegt. Große stark Bäume blieben stehen, als Hölenbaum oder Ansitzwarte und als prägendes
Element der Heckenlandschaft.

 


22.09.2023 Erfolgreiche Neuwahlen bei Jahreshauptversammlung


21.08.2023 Spende für Niedermoor


01.08.2023 So wird die Bahn wieder zuverlässiger – diese Projekte im Landkreis Cham müssen jetzt umgesetzt werden!

Verspätungen, Zugausfälle, Anschluss verpasst – Fahrgäste auf der Strecke Cham – Schwandorf brauchen gute Nerven. Der Bund Naturschutz (BN) legt eine Studie vor, wie der vom Bundesverkehrsministerium bis 2070 verschobene Deutschlandtakt schneller, kostensparender und klimaschonender umgesetzt werden kann. Um die Verkehrswende möglichst schnell voranzutreiben, müssen zuerst die Projekte umgesetzt werden, die mit einem relativ geringen Aufwand einen hohen Nutzen erzeugen. Eines davon betrifft die Bahnlinie Schwandorf – Furth i. W.

Der BUND Naturschutz in Bayern hat bei den renommierten Münchner Eisenbahnexperten Vieregg & Rössler eine Studie in Auftrag gegeben, die einzelne Bahnausbauprojekte in Bayern nach ihrer Sinnhaftigkeit für eine schnelle Ertüchtigung der Bahn bewertet hat. Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner dazu: „Insgesamt zeigt sich, dass es nicht die großen, teuren und klimaschädlichen Bauprojekte sind, die schnelle und wirkungsvolle Verbesserungen für den Freistaat bringen, sondern die kleinen, leicht umzusetzen Projekte. Anders gesagt: Priorität müssen diejenigen Schienen-Infrastrukturprojekte haben, bei denen man pro eingesetztem Euro den höchsten Nutzen für den Klimaschutz und die Mobilitätswende erzielt! Anders wird man die Probleme bei der Bahn nicht in den Griff bekommen, der Frust bei den Bahnkundinnen und -kunden wird sich ansonsten mittelfristig noch erhöhen.“

Laut Studie brauchen Bayern und Deutschland Ausbaustrecken, also zusätzliche Gleise an Bestandsstrecken sowie Elektrifizierungen. Im Landkreis Cham heißt das konkret, die Strecke Schwandorf – Furth i. W. zu elektrifizieren, was eine Fahrzeitverkürzung bewirken würde. Außerdem sind punktuelle Ausbaumaßnahmen notwendig, um die Kapazitäten zu steigern. Erst am Ende stehen Großprojekte, insbesondere Neubaustrecken mit vielen Tunneln, die noch deutlich optimierbar sind, beispielsweise die Neubaustrecke Würzburg - Nürnberg.

Der Ersteller der Studie Dr. Martin Vieregg betont: „Aus Klimaschutzgründen sind die niedrigschwelligen Projekte von besonderer Bedeutung, weil die Eingriffe gering und der Nutzen meist hoch ist. Das heißt, in kurzer Zeit kann eine relevante Verbesserung für den umweltfreundlichen Bahnverkehr realisiert werden, mit relativ wenig CO2-Ausstoß bei der Umsetzung. Insbesondere im Hinblick auf den Deutschlandtakt sind dies die entscheidenden Maßnahmen. Würde unsere Prioritätenliste abgearbeitet, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den Deutschlandtakt deutlich früher als 2070 umsetzen könnten!“

Robert Kurzmann von der Kreisgruppe Cham des Bund Naturschutz erklärt dazu: „Die Realität sieht leider anders aus. Unter den letzten CSU-Bundesverkehrsministern Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer wurde die Bahn stiefmütterlich behandelt und kaputtgespart. Jetzt versucht man die Defizite mit einigen wenigen teuren, klimaschädlichen und sehr zeitaufwändigen Großprojekten auszugleichen.“

 


06.07.2023 Chamer Zeitung: Podiumsdiskussion Klimaneutrales Bayern


06.07.2023 Mittelbayerische Zeitung: Podiumsdiskussion "Klimaneutrales Bayern 2040"


24.06.2023 Exkursion zur Bio-Gemüsegärtnerei Weindl

Es gehört schon viel Idealismus dazu – haben sich einige Exkursionsteilnehmer gedacht, als Michael Weindl aus dem Alltag seiner Biogemüse-Gärtnerei in Grafenkirchen berichtete: Um halb fünf den Salat am Feld schneiden, verkaufsfertig herrichten und an die Wiederverkäufer ausliefern, damit der Kunde ab Geschäftsöffnung die erntefrische Ware kaufen kann. Eine 80-Studenwoche ist die Regel, ergänzte der Gärtnermeister.

Die BN-Kreisgruppe Cham hatte in ihrem Jahresprogramm zum Besuch der von dem Anbauverband Bioland zertifizierten Gärtnerei eingeladen; im Rahmen der jährlichen Vorstellung eines Biobetriebes im Landkreis. Kreisvorsitzender Robert Kurzmann stellte zu Beginn die seit Jahrzehnten praktizierte Aktion des Bund Naturschutz (BN) zur Förderung des Ökologischen Landbaus im Landkreis vor. Dass dies auch nach dem „Bienen-Volksbegehren“, und dem von der Staatsregierung festgelegten Ziel von 30 % Ökolandbau bis 2030, dringend notwendig ist belegen die aktuellen Zahlen, so der Kreisvorsitzende. 2001 lag der Anteil von Biobetrieben im Landkreis bei etwa 3 %; bis heute hat sich dieser auf 4,6 % erhöht. „Das dürfte an der damaligen Schlusslichtposition in der Oberpfalz nichts geändert haben“, meinte Kurzmann hierzu. Eine Teilnehmerin sah hier vor allem den Landkreis in der Pflicht mit gutem Beispiel voranzugehen und in seiner Kantine, vor allem aber in den Schulen Bio-Lebensmittel anzubieten. Einen Fortschritt sah Weindl im Landkreis-Projekt „LandGenuss Bayerwald“, wovon auch Biobetriebe profitieren würden. Der Schwerpunkt seiner Gärtnerei liegt neben dem Anbau von Gemüse und Kräutern bei der Erzeugung von Jungpflanzen; hierbei erleichtert maschinelle Unterstützung die Arbeit. „Die Erde für die Pflanzwürfel ist torffrei“, betonte Weindl auf Nachfrage; einmal im Jahr bekommt er diese von einer hierfür spezialisierten Firma geliefert. Kunden können die Bio-Produkte Montag-Freitag von 14.00 – 17.00 Uhr im Hofladen der Gärtnerei, bzw. am Samstag von 08.00 – 14.00 Uhr am Stand im Regentalcenter Cham erwerben.

Durch den im Ökolandbau verbotenen Pestizideinsatz ist zur Unkrautbekämpfung noch viel Handarbeit notwendig, so der Gärtnermeister. Maschinen können hier teilweise Erleichterung schaffen, sind allerdings mit hohen Investitionskosten verbunden. Auch der Verzicht auf Kunstdünger – einer der größten CO2-Produzenten in der Landwirtschaft – ist aufwendiger. Statt einer Gabe sind hier drei Gaben natürlicher Düngemittel notwendig, erläuterte Weindl. Neben Tipps für einen ertragreichen Anbau von Tomaten und Gurken im eigenen Garten erfuhren die Teilnehmer auch ungewöhnliche, aber erfolgreiche Maßnahmen gegen ungeliebte „Mitesser“ am angebauten Gemüse, wie z.B. Rehe. Hier habe sich bei ihm das Aufhängen von Säckchen mit ausgekämmten Hundehaaren bewährt, so Weindl. „Schnecken sind kein Problem“, antwortete er auf Nachfrage, da die 60 gehaltenen Hühner nicht nur Bio-Eier für den Hofladen liefern, sondern auch fleißig Schneckeneier vertilgen.

Abschließend konnten die Teilnehmer noch im gut bestückten Hofladen einkaufen und sich mit Bio-Jungpflanzen für den eigenen Garten eindecken.


 


20.06.2023 Spende für Umweltbildung/BNE

Im Auftrag des Gewinnsparvereins der Sparda-Bank Ostbayern e.V. übergab Manfred Decker, Leiter der Sparda-Bank-Filiale Cham, am Dienstag eine Spende in Höhe von 3.500 Euro an den BUND Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Cham. Das Geld kommt dem Umweltbildungsprojekt „Vom Korn zum Brot“ für Schulen und Kindergärten zugute. Ute Schödel-Geiger, Leiterin der Geschäftsstelle und verantwortlich für den Bereich Umweltbildung, nahm die Spende dankend für den BUND Naturschutz entgegen.

„Umwelt- und Naturschutz sowie der Bereich Bildung sind Förderschwerpunkte unseres Hauses“, so Manfred Decker zur Spende. „Das Projekt „Vom Korn zum Brot“, das für Kindergärten und  Schulen ein Umweltbildungsangebot zur Verfügung stellt, passt hervorragend in unser Förderkonzept. Daher unterstützen wir sie gerne“, so Decker weiter. Dank fleißiger Gewinn-Sparer können jährlich ca. 650.000 Euro an gemeinnützige Zwecke in Ostbayern vergeben werden, ergänzte der Filialleiter. Kreisvorsitzender Robert Kurzmann wies darauf hin, dass auch dank solcher Spenden das Umweltbildungsangebot (BNE) ausgeweitet und so auf die große Nachfrage reagiert  werden kann. Die Klostermühle Altenmarkt hat sich hierfür als ein idealer Veranstaltungsort erwiesen, auch dank der Förderung und Unterstützung durch das Ehepaar Rauscher, wusste der Kreisvorsitzende zu berichten. So gehört beim Projekt „Vom Korn zum Brot“ auch eine Führung durch die historischen Mahlräume mit zum Programm. Interessierte Schulen und Kindergärten können sich an die BN-Geschäftsstelle (Tel.: 09971/9952437) wenden.


05.06.2023 Wasserskorpion gesucht

Die Kinder des OGV Bad Kötzting erforschten den Mühlenbach.


21.04.2023 Leserbrief zum Kommentar „Käufliche Wissenschaft“ von Gerd Schneider

von Robert Kurzmann

Es ist mehr als bedauerlich, wenn auch eine als seriös geltende Zeitung mit reißerischen Kommentar-Überschriften („Käufliche Wissenschaft“) und nicht belegten Behauptungen Frau Prof. Kemfert im Speziellen („als Wissenschaftlerin umstritten“) und Wissenschaftler im Allgemeinen, die im Auftrag von Regierungen oder Parteien Studien bzw. Gutachten erstellen, als unseriös hinstellt; in einer ehrabschneidenden Weise („treibt sie Gier? Die Eitelkeit? Und was ist mit ihrer akademischen Ehre?“), ohne einer wissenschaftlichen Überprüfung standhaltende Belege dafür zu benennen.

Prof. Kemfert genießt als Wissenschaftlerin weltweit höchstes Renommee und wurde für ihre Forschung vielfach ausgezeichnet. Seit 2016 berät sie im Sachverständigenrat für Umweltfragen die Bundesregierung. Wäre die Unionsregierung unter Kanzlerin Merkel ihrem damaligen Rat gefolgt, die erneuerbaren Energien statt auszubremsen (und auf russisches Erdgas zu setzen) schneller auszubauen, könnte deren Anteil jetzt bei ca. 80 % liegen. Mit entsprechenden preissenkenden Folgen - soweit zur vom Kommentator unterstellten „Manipulation“ der politischen Meinungsbildung.


11.04.2023 Leserbrief zur Kritik an der Wärmewende

von Robert Kurzmann

Alle 2015 im Bundestag vertretenen Parteien haben das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert, mit dem Ziel die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. 2021 hat das Bundes Verfassungsgericht entschieden, dass die Nichteinhaltung gegen das Grundgesetz verstößt. Politiker haben sich mit ihrem Amtseid zur Beachtung der Verfassung verpflichtet. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen in Deutschland und Bayern nicht ausreichen, die selbst gesteckten Ziele der Klimaneutralität zu erreichen.

Insbesondere der Verkehrssektor, aber auch der Gebäudebereich hinken hier noch weit hinterher. Selbst einfachste Maßnahmen wie ein Tempolimit – obwohl von der Bevölkerungs-mehrheit befürwortet – werden von der FDP (und Union) abgelehnt. Stattdessen wird der beschleunigte Ausbau von Autobahnen durchgesetzt, auf den - laut Umfrage - 81 % der Deutschen verzichten würden, wenn dadurch das Klima besser geschützt werde. Mit „Schönrechnen“ und Verlagern in andere Sektoren, wie durch Verkehrsminister Wissing (FDP), werden zwar keine Bürger verärgert, der Verbrauch aber auch nicht reduziert.

Da der Bereich Gebäude und Wohnen ca. 40 % der CO2-Emissionen ausmacht, wird hier völlig zurecht vom Wirtschaftsministerium (Grüne) bei neuen Heizungen ein Anteil von mindestens 65 % erneuerbaren Energien gefordert; bei zugesichertem Sozialausgleich. Eine Handhabung wie im Verkehrsbereich wäre fatal: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung beziffert die durch den Klimawandel verursachten Kosten für Deutschland bis 2050 auf 800 Milliarden Euro. Ca. ein halbe Billion Euro lässt sich nach deren Berechnung durch schnelles und konsequentes Handeln einsparen.


15.04.2023 Ende der Atomkraft in Deutschland - Abschaltfest in München

BN und BI Bayerwald gegen Atomanlagen feiern

Der Alex aus Prag war pünktlich und so konnten sich die Teilnehmer von Bund Naturschutz (BN) und BI gegen Atomanlagen aus dem Landkreis Cham rechtzeitig am 15.04. in München am Odeonsplatz zum Abschaltfest einfinden, zu dem BN, Greenpeace und 20 weitere Organisationen eingeladen hatten.

Trotz Regen und kalten Temperaturen waren dort etwa 1500 Menschen zusammengekommen, um nach über 60 Jahren Atomstromproduktion das Abschalten der letzten deutschen AKW zu feiern, mit einem bunten Musik- und Kulturprogramm sowie einem Demoumzug zur Staatskanzlei. Bayern braucht mehr Tempo bei der Energiewende, sollte damit zum Ausdruck gebracht werden.

BN-Vorsitzender Richard Mergner, betonte in seiner Eröffnungsrede: „Dies ist ein historischer Tag und ein riesen Erfolg der Umweltverbände und der Anti-Atomkraft-Bewegung. Auch hier im Freistaat, wo die CSU und Franz Josef Strauß als erster Bundes-Atomminister das Atomzeitalter eingeläutet haben. Was bleibt ist strahlender Müll für die nächsten 40.000 Generationen und ein verschleppter Ausbau der Erneuerbaren, speziell in Bayern.“

Mit dabei war auch der bayerische Liedermacher Hans Well mit seinen Wellbappn, der Mitte der 1980er-Jahre mit vielen anderen gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf protestiert hatte. „Man ignoriert, dass die Atomkraft die teuerste Energieform überhaupt ist und der Atommüll eine enorme Altlast für die zukünftigen Generationen ist. Das ist dem Söder aber wurscht - nur für ein paar Prozent bei der nächsten Wahl“, so Well. Ebenfalls mit dabei das Urgestein des WAA-Widerstands, Hans Schuierer(92), der damals Landrat in Wackersdorf war: „Was in Wackersdorf vor 30 Jahren seinen Anfang in Bayern nahm, wird heute beendet - die breite Anti-Atomkraft-Bewegung hat gewonnen. Ich empfinde Genugtuung und Freude und danke allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die diesen langen Weg gegangen sind. Deutschland und Bayern sind besser und sicherer ohne diese gefährliche Technologie.“

Stefan Krug, Leiter des Greenpeace Landebüros Bayern, ergänzte: „Heute endet der Irrweg Atomkraft in Deutschland endgültig. Die Panikmache von CDU/CSU und FDP vor Stromausfällen ging ins Leere, denn Atomstrom wird für eine sichere Versorgung nicht benötigt.“ Statt weiter das tote Pferd Atomkraft zu reiten, solle Bayerns Ministerpräsident Markus Söder endlich den Ausbau von Windanlagen, Stromnetzen und erneuerbarer Wärme beschleunigen, so Krug. „Andernfalls wird Bayern bei der Energiewende abgehängt.“

Danach folgten noch Reden, unter anderem vom Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter, und dem Ehrenvorsitzenden des BN, Prof. Dr. Weiger, der sichtlich gerührt über das Ende der Kernenergienutzung nach mehr als 5 Jahrzehnten Widerstand war.

Auf der Heimfahrt diskutierten die Teilnehmer noch intensiv über den auch von einigen Rednern angesprochenen Widerspruch: 2011 drohte Umweltminister Söder noch mit seinem Rücktritt, wenn nicht bis Ende 2022 die Atomkraftwerke abgeschaltet werden würden. Stattdessen wollte er 1500 Windräder in Bayern aufstellen. Die Windenergie ist dank 10-H fast zum Erliegen gekommen und heute fordert Söder als Ministerpräsident den Wiedereinstieg in die Kernenergie.

 

Trotz Abschalt-Erfolg: Es gibt noch viel zu tun

CSU-Chef Söder hat vorgestern angekündigt, den Abriss der AKW zu verzögern, um sie nach den nächsten Wahlen wieder in Betrieb nehmen zu können. Das dürfte vor allem bayerisches Wahlkampfgetöse sein, zumal das Atomgesetz vorschreibt, die Anlagen unverzüglich zurückzubauen. Doch selbst ohne AKW ist das Atom-Thema noch lange nicht vom Tisch. Zahlreiche Probleme bleiben – und brauchen weiter unsere Aufmerksamkeit:

Atommüll und wohin damit
Kein Gramm Atommüll ist bisher sicher entsorgt. Berge an hoch-, mittel- und schwachradioaktiven Abfällen müssen möglichst sicher gelagert werden. Die Genehmigungen der Zwischenlager laufen in wenigen Jahren aus, ein „Endlager“ ist auf absehbare Zeit weiter nicht in Sicht.

Atomindustrie und Atomforschung
Zahlreiche Firmen in Deutschland machen weiter Atom-Geschäfte im In- und Ausland, von den Uranfabriken in Lingen und Gronau bis zu Zulieferern und Dienstleistern für AKW-Projekte weltweit. Selbst Forschung für neue Reaktoren findet in Deutschland noch statt – finanziert mit Steuergeldern.

Pro-Atom-Politik der EU
Auf EU-Ebene versucht die Atomlobby auf jede erdenkliche Weise, Atomkraft grünzuwaschen, günstige Bedingungen für AKW zu schaffen und Klimaschutzmilliarden in Atom-Projekte umzuleiten.

AKW in Nachbarländern
In etlichen Nachbarländern Deutschlands sind noch AKW in Betrieb, manche direkt an der Grenze, viele mit gravierenden Sicherheitsmängeln. Laufzeitverlängerungen und sogar AKW-Neubauten sind geplant.

 


30.03.2023 Leserbrief zum Beitrag Huber kontert Lang: „Lügt, dass sich die Balken biegen“

von Robert Kurzmann

Auch wenn es CSU-Generalsekretär Huber als „böswillige Verdrehung der Realität“ hinstellt, haben in der Vergangenheit Wissenschaftler mehrfach darauf hingewiesen, dass – wie von der Grünen-Chefin behauptet - die CSU den Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) verschleppt und sich wie kein anderes Bundesland in Abhängigkeit von russischem Erdgas begeben hat; sowie dass Firmen abgewandert sind, bzw. damit drohen, weil nicht ausreichend billiger Strom aus EE in Bayern zur Verfügung steht. Durch die von der CSU durchgesetzte 10-H-Regel für Windräder ist der Ausbau in Bayern fast zum Erliegen gekommen. Um dies auszugleichen sollen laut Huber jetzt die Kernkraftwerke (AKW) „ein paar Monate“ länger laufen, ansonsten würden sich die Grünen „an der Zukunft versündigen“, wenn sie stattdessen Kohlekraftwerke laufen lassen. Dass dies gar nicht möglich ist, sagt Herr Huber allerdings nicht. Zwingende Voraussetzung für eine Laufzeitverlängerung ist nach EU-Recht eine Sicherheitsüberprüfung, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Die letzte fand 2009 statt nach Regelungen aus den 1970/80er Jahren. Nach Fukushima sollten diese aktualisiert und dem Stand von Wissenschaft und Forschung angepasst werden. Bayern hat sich dafür eingesetzt, dass der neue Sicherheitsstandard bislang nicht umgesetzt werden musste. Die Betreiber wollen laut Pressebericht einer Laufzeitverlängerung nur zustimmen, wenn alle Kosten und Risiken vom Staat übernommen werden und auch die Qualität der Sicherheitsüberprüfung (jetzt nach neuem Standard) verringert wird. Allein die ökonomischen Folgen eines GAU werden in Studien auf bis zu 11 Billionen Euro geschätzt. Hier dürfte wohl eher die Gefahr einer „Versündigung“ an künftigen Generationen vorliegen.


30.03.2023 Schmetterling des Jahres

Weder Fliege noch Schafbock, sondern Brechmittel – das Ampfer -Grünwidderchen

Ein flüchtiger Betrachter könnte es für eine Fliege halten, doch es wurde zum Schmetterling des Jahres gekürt: Das Ampfer-Grünwidderchen. Mit der Wahl möchte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), auf den bedrohlichen Rückgang der Schmetterlinge und ihrer Lebensräume hinweisen. Im Fall des Ampfer-Grünwidderchens sind es artenreiche, wechselfeuchte Wiesen, die gefährdet sind.

Karola Jackisch vom Bund Naturschutz (BN), die im Landkreis Cham Schmetterlingsmonitoring betreibt, hat den Schmetterling des Jahres schon gesehen. „Auf einer BN-Exkursion konnten wir diesen kleinen, aber auffällig gefärbten Falter in der Gegend von Falkenstein und Rettenbach bestimmen“, berichtet sie. Doch auch bei uns ist der Haupt-Lebensraum, die artenreichen wechselfeuchten Wiesen, gefährdet. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit starker Gülledüngung und der häufige Schnitt haben diese Lebensräume vielfach vernichtet. Hinzu kommen Entwässerung oder Umnutzung als Acker- oder Bauland, beklagt die Expertin. Nach dem Tagfalter-Monitoring Deutschland wird das Grünwidderchen aktuell noch nicht als gefährdet eingestuft. Durch die häufige Mahd, die zu starke Düngung und dem Flächenumbruch gehen aber zunehmend viele Lebensräume für den Schmetterling des Jahres verloren. In der aktuellen Roten Liste von Deutschland wird er daher auf der Vorwarnliste geführt. Zwar ist er noch häufig, jedoch gehen seine Bestände zurück. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gilt dieses Widderchen bereits als gefährdet.

Der Name Widderchen leitet sich von der Fühlerform her, die an das Gehörn von Widdern erinnern. Mit ihnen können die Männchen den Duft der Weibchen wahrnehmen. In Deutschland gibt es acht Grünwidderchen-Arten. Neben dem Ampfer-Grünwidderchen gibt es z.B. noch das Flockenblumen-Grünwidderchen oder Sonnenröschen-Grünwidderchen. Die Falter sind äußerlich in der Regel nur anhand der Fühlerform zu unterscheiden. Eine sichere Artbestimmung ist ausschließlich unter dem Mikroskop möglich.
Bei den Ampfer-Grünwidderchen unterscheidet man heute zwei Ökovarianten, nämlich eine feuchtigkeitsliebende, früh fliegende, die auf nassen bis wechselfeuchten Wiesen auch im Landkreis Cham anzutreffen ist (Adscita heuseri) und eine eher später fliegende, die trockene Wiesen, besonders Kalk- und Sandmagerrasen bevorzugt (Adscita statices). Wurden sie früher als zwei verschiedene Arten geführt, sprechen Fachleute heute eher von zwei Unterarten oder Ökovarianten.

Anfang Mai schlüpfen die Falter und fliegen bis Mitte Juni. Entscheidend für den Schlupf ist dabei die Blütezeit der Kuckucks-Lichtnelke, die die wichtigste Nektarquelle des Grünwidderchens ist. Nach dem der Paarungsflug legen die Weibchen ihre Eier in Gruppen von ca. 40 Stück an der Unterseite der Raupen-Wirtspflanze, dem Sauerampfer, ab. Etwa im August nach dem Schlüpfen bohren sich die winzigen Räupchen in die Blätter und leben einige Zeit darin „minierend“. Erst wenn sie größer sind, verlassen sie das Blattinnere und fressen an Blättern und Stängel weiter. Sie sind grünlichweiß, am Rücken gelblich oder rötlich, an den Seiten rötlichbraun, mit seitlichem Seitenstreifen gezeichnet. In kleinen Gruppen überwintern sie am Boden in einem Gespinst und fressen im Frühjahr weiter bis zur Verpuppung. Die blassbraune Puppe liegt in einem weißlichen, dünnen Kokon nahe der Erde, bis die Entwicklung im Mai mit dem Schlupf der neuen Generation abgeschlossen ist.

Obwohl der Schmetterling des Jahres zu den Nachtfaltern zählt, lebt er tagaktiv. Auch für ungeübte Augen ist er gut zum Beobachten, nachmittags sitzen oft mehrere Vertreter auf ihren Nektarpflanzen. Bei Sonnenschein fliegt das Grünwidderchen nur eine kurze Strecke von Blume zu Blume; bei kühlerem Wetter dagegen verlässt es seine Blüte gar nicht. Dieses an Schläfrigkeit erinnernde Verhalten kann es sich leisten, da es einen besonderen Schutz gegen Fressfeinde hat: Bereits nach dem Verzehr von einem Falter übergeben sich Vögel heftig. Diese Erfahrung merken sie sich und meiden das Widderchen. Warnen statt tarnen heißt seine Verteidigungsstrategie.

Steckbrief

  • Familie der Widderchen
  • tagaktiver Nachtfalter
  • Vorderflügel, Kopf, Fühler und Leib intensiv metallisch-grünlich bis bläulich-türkisfarben schillernd; bei Männchen und Weibchen gleich
  • Hinterflügel grau, beim sitzenden Falter nicht sichtbar
  • Spannweite knapp 30 Millimeter, Männchen etwas größer als die Weibchen
  • Auffällig gefiederte Fühler bei den Männchen; bei den Weibchen dünnere, fadenförmige Fühler
  • Flugzeit beim Feuchtwiesenwidderchen Anfang Mai bis Mitte Juni; bei der Trockenrasenart später von Juli bis August
  • Überwinterung als Raupe

 

Sauerampfer und Kuckucks-Lichtnelke für ein gutes Leben

Die einzige Wirtspflanze der Raupen ist der Wiesen-Sauerampfer; da Ampfer auch als Raupenfutterpflanze für andere Falterarten dient, wird er in der Serie später ausführlicher behandelt.

Die Kuckucks-Lichtnelke ist die wichtigste Nahrungsquelle des Grünwidderchen-Falters. Ihren Namen verdankt die wintergrüne Halbrosettenpflanze den weißen, schaumigen Gebilden an ihren Stängeln. Diese werden von den Larven der Schaumzikade gebildet und im Volksmund „Kuckucksspeichel“ genannt, weil sie mit der Rückkehr des Kuckucks Anfang Mai in Verbindung gebracht wurden. Die Kuckucks-Lichtnelke gedeiht am besten in feuchten, mäßig fetten Wiesen, Mooren und Sümpfen. In stark überdüngten Wiesen findet man sie nicht, dafür aber in nassen, nährstoffarmen Gräben im Umfeld. Ihre Blütezeit ist entscheidend für den Schlupf des Falters. Neben der Kuckucks-Lichtnelke saugen die Grünwidderchen auch an lila-blauen Blüten wie der Witwenblume oder den Disteln.

Das Ampfer-Grünwidderchen ist auf den Sauerampfer angewiesen, denn die Raupen brauchen ihn als Futterpflanze. Die Landwirte bekämpfen jedoch den Sauerampfer auf Wiesen und Weiden, denn er verdrängt die Futterpflanzen für das Vieh. Auch bei den Pferdehaltern ist er nicht gern gesehen, denn die Pferde verschmähen ihn. Aber nicht nur den Raupen mangelt es an Futter, auch der Schmetterling selber findet immer weniger Blüten zum Saugen. Unsere Wiesen werden stark mit Gülle gedüngt, somit haben die Blumen gegenüber den schnell wachsenden Gräsern wenig Chancen. Häufiges und unsachgemäßes Mähen an Böschungen und Wegrändern zerstört die letzten Zufluchtsorte für die Kuckucks-Lichtnelke und die Flockenblume. Deshalb fordert Karola Jackisch eine nachhaltige Landwirtschaft mit blütenreichen Wiesen. „Dort, wo das Ampfer-Grünwidderchen mit seinen hohen Ansprüchen vorkommt, sind auch die Bedingungen für andere gefährdete Insekten- und seltene Pflanzenarten gut“, sagt die Naturschützerin.


14.02.2023 Act now - Photovoltaik aufs Dach

Sonnenstrom vom Dach – act now, handle jetzt! Strom aus Photovoltaik-Anlagen ist klimafreundlich und schont den Geldbeutel. So lässt sich der Vortrag des Bund Naturschutz über Photovoltaik und Speicher auf den Punkt bringen. Wegen der großen Nachfrage wird die Online-Veranstaltung am 1.März um 19 Uhr noch einmal angeboten.

„Ein leeres Dach bei den heutigen Strompreisen ist Luxus“, sagte der Referent Hans Urban, Elektroingenieur und Experte für erneuerbare Energien. „Bis zu 76 Prozent Solarstrom sind im Haushalt machbar“. Bei der Gemeinschaftsveranstaltung der BN-Kreisgruppen Cham und Fürth Stadt führte er aus, warum Solarstrom heute unverzichtbar ist.
Zum einen sind fossile Energieträger endlich und gehen zur Neige. Geld aus dieser Wertschöpfung fließt nach Dubai und anderen erdölfördernden Staaten. Immer wieder finden Kriege um Öl statt, Waffen werden mit dem Geld aus Öl bezahlt. Weiterhin sind die Ausgaben für Energie enorm gestiegen und steigen weiterhin. Das wichtigste Problem ist jedoch die Klimakrise, die „mitten unter uns“ ist. Urban bezeichnete das Argument „Klimawandel hat es schon immer gegeben“ aus heutiger Sicht als „vollkommenen Unsinn“. Die Erwärmung lief noch nie so schnell ab; in Bayern liegt die Durchschnittstemperatur bereits um 1,7 Grad höher. Damit haben wir das lang angestrebte 1,5 Grad-Ziel schon verpasst. Bei einem „Weiter so“ wird nach aktuellem Stand der Wissenschaft im Jahr 2.100 die Erde um 4 Grad wärmer sein, und unsere „Zivilisation in der Form überlebt es nicht“. Der Referent erinnerte an schlimme Ereignisse allein 2022 wie den Gletscherbruch in den Alpen, extreme Dürren und Waldbrände. Es besteht noch die Chance, die Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen; dafür müssen wir aber bis 2040 aus allen fossilen Energien raus sein.

Positiv stimmt die Tatsache, dass unser Strom zu mehr als 50 Prozent aus Erneuerbaren Energien erzeugt wird. Anders sieht es in den Sektoren Verkehr und Wärme aus. Jetzt rentiert sich durch die hohen Strompreise jede PV-Anlage doppelt, und dadurch erstmals auch der Speicher. Strom aus Sonne und Wind sind am kostengünstigsten zu erzeugen. Noch dazu sind Anlagen bis 30 kW und Speicher bis 30 kW seit diesem Jahr umsatzsteuerfrei. Das heißt, dass auch für bestehende Anlagen die ganze Bürokratie wegfällt. Die Empfehlung des Experten lautet kurz und knackig: Das Dach mit PV voll machen, und zwar jetzt! Denn die Preise für PV-Anlagen steigen.

Je nach Größe der Anlage kostet der selbst erzeugte Strom etwa 12 Cent pro kWh und ersetzt damit den Bezugspreis von 40 Cent für zugekauften Strom. Somit erhöht sich der Nutzen für den Geldbeutel auf mindestens 28 Cent pro kWh. Baut man noch einen Speicher ein, kann davon der Verbrauch von Geräten, die auch nachts laufen wie z.B. Router, Kühlschrank oder Gefriertruhe betrieben werden. An einem sonnigen Tag bringt die PV-Anlage also Strom für den Eigenverbrauch, lädt den Speicher und speist zusätzlich noch Strom ins Netz ein, der vergütet wird. Solche sonnigen Tage gibt es bereits im Februar, wie die letzte Woche gezeigt hat. In den Wintermonaten von November bis Januar wird man dagegen üblicherweise Strom zukaufen müssen. Trotzdem liegt der Eigenverbrauch aus der Anlage insgesamt ohne Speicher bei ca. 30 Prozent, mit Speicher bei ca. 60 Prozent. Bei Stromausfall schaltet auch die Anlage ab. Wer komplett autark sein möchte, muss momentan auf einen Wasserstoff-Langzeitspeicher zurückgreifen, der jedoch mit Kosten von 130.000 Euro und mehr nicht rentabel ist.

Die E-Mobilität bezeichnete Urban als die ideale Ergänzung zur eigenen PV-Anlage. Die Tankstelle ist zu Hause und das Elektroauto wird mit Sonnenstrom geladen. Mit einer 10 kW-Anlage kann man in zehn Jahren rechnerisch unglaubliche 16 Male die Welt umrunden. Kein Wunder, dass 98 Prozent aller E-Autofahrer wieder ein Elektroauto kaufen würden. Der Referent räumte gründlich mit falschen Behauptungen auf, von der Reichweite (mittlerweile 450 Km und mehr) über Arbeitsplätze (Tesla 3 ist das überhaupt meistverkaufte Auto EU-weit) bis hin zur Ökobilanz (vergleichbar mit der Bahn, wenn die Tankfüllung Ökostrom ist). Mit 2 Euro pro 100 km ist das Elektroauto nicht nur kostengünstiger als ein Verbrenner; beim Bremsen oder bergab lädt sich die Batterie auch wieder auf. Vom Warten auf Wasserstoff hält der Referent gar nichts: „Wir haben keine Zeit mehr, wenn wir bis 2040 aus den fossilen Energien raus sein wollen“, so sein eindringlicher Appell.
Anmeldung für den Online-Vortrag am 01.03.2023 um 19 Uhr bis spätestens 28.02. 18 Uhr unter www.cham.bund-naturschutz.de/veranstaltungen oder per E-Mail unter cham@bund-naturschutz.de

So kann man Sonnenstrom effektiv nutzen:

-              Auch Ost-West-Dächer nutzen; hier läuft die Stromproduktion häufig parallel zum Eigenverbrauch
-              Geräte mit hohem Stromverbrauch wie Waschmaschine, Spülmaschine oder Trockner zu Zeiten mit hoher Sonneneinstrahlung einschalten
-              Elektroauto bei hoher Sonneneinstrahlung laden
-              Speicher verwenden

 

Zahlen und Fakten:
-              Eine PV-Anlage mit 10 kWp vermeidet etwa 6 Tonnen CO2 pro Jahr
-              Für die Speicherung derselben Menge an CO2 im Waldbenötigt man eine Fläche von fast 8.000 m2 mit 480 Großbäumen.
-              selbst erzeugter Strom kostet etwa 12 Cent pro kWh
-              Mit einer 10 kW PV-Anlage kann man mit dem Elektroauto in 10 Jahren rechnerisch 16 Mal die Erde umrunden
-              ein modernes Windrad mit 15 MW lädt ein Mittelklasse E-Auto in 16,8 Sekunden; das entspricht 2,8 Umdrehungen
-              Die Kosten für ein mit Solarstrom betriebenes E-Auto belaufen sich auch ca. 2 Euro/100 km
-              Photovoltaik als Kapitalanlage bringt derzeit eine Rendite von 6,95 Prozent

 


13.01.2023 Leserbrief zum Beitrag: „Ein Schandfleck verschwindet“

von Robert Kurzmann

Es ist schön, dass Bauherr Günter Stelzer nach eigenem Bekunden („Es tut mir im Herzen weh, dass wir sieben Bäume entfernen müssen…“) ein Herz für alte Bäume hat. Wenn er allerdings die Notwendigkeit diese fällen zu müssen mit der Sorge um die Gesundheit der zukünftigen Bewohner verbindet („große Gefahr für Mieter, die dort einziehen“), sollte er dies aus nachfolgenden Gründen noch einmal überdenken.

Eine konkrete Gefahr ist von den Bäumen bisher nicht ausgegangen, ansonsten wäre der Biergartenbetrieb in der Vergangenheit darunter nicht möglich gewesen. Ein Pflegeschnitt zur Gefahrenabwehr und Astverjüngung wurde bereits erfolgreich durchgeführt. Aktuell sind die Edellaubbäume in einem gesunden Zustand mit vitaler Krone und könnten – wenn man sie ließe – noch mehrere hundert Jahre altern; dabei weiterhin ihren Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten. Bisher haben die Besucher des Biergartens die Verdunstungskühle und den Schatten der großen Baumkronen in heißen Sommermonaten zu schätzen gewusst. Nicht anders wird es den zukünftigen älteren Bewohnern des geplanten barrierefreien Wohnens ergehen, denn gerade dieser Personenkreis leidet besonders unter auch in Zukunft zunehmenden Hitzeperioden und weist dabei erhöhte Sterblichkeitsraten auf. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die geplante Neuanpflanzung einen Aufenthalt auf den S-O-Balkonen für Senioren in solchen Zeiten erträglich macht und ein Aufheizen des Gebäudes verhindert.

Zusätzlich belegen Studien noch zahlreiche positive gesundheitliche Wirkungen für Atemwege, Herz-Kreislauf- sowie Immunsystem; wie z.B. auch die klinische Studie von Prof. Ulrich: Patienten mit Blick auf einen Baum konnten deutlich früher aus dem Krankenhaus entlassen werden, der Schmerzmitteleinsatz war signifikant geringer und die Wundheilung beschleunigt.

Während Umweltminister Glauber eine klimarobuste Ulme, bei der Vorstellung des ZSK-Leitfadens für Kommunen (= Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung der TU München), im November in Forchheim pflanzt, auf den vorsorgenden Gesundheitsschutz solcher Bäume in den Städten hinweist, und diese als unverzichtbar in Zeiten des Klimawandels bezeichnet, sollen hier die Laubbäume gerodet werden. Ähnlich Baudenkmälern stellen sehr alte Bäume auch nicht ersetzbare, erhaltenswerte Kulturgüter dar. Es liegt nun am Stadtrat Furth im Wald, der in dieser Hinsicht vorausschauend eine Baumschutzverordnung erlassen hat, hier beim Bauherrn Überzeugungsarbeit im Sinne des ZSK-Leitfadens zu leisten, um die alten Bäume zu erhalten. Es gibt auch Beispiele im Landkreis wo bei entsprechendem Bauherrenwillen kreative Planer die Bäume erhalten und in das Bauvorhaben integrieren konnten; zum Vorteil von Stadt und Bewohnern.