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Der Wildkatzensprung – ein Erfolgsprojekt

Im Jahr 2009 konnte der BUND Naturschutz sein Zucht- und Auswilderungsprojekt erfolgreich beenden: Die Wildkatze hat sich in Bayern etabliert. Jetzt ging es darum, ihr eine gute Zukunft zu sichern. 2011 startete der BUND deshalb gemeinsam mit dem BN und acht weiteren Landesverbänden das Projekt „Wildkatzensprung“. Es ist das größte Einzelprojekt in der Geschichte des Bundesverbandes und wurde 2017 beendet. Das Fazit der bisherigen Wildkatzen-Projekte in Deutschland und Bayern: Inzwischen leben wieder 5.000 bis 7.000 Wildkatzen in Deutschland. In einer weltweit einmaligen Untersuchung der Wildkatzenbestände wurden von 2011 bis 2017 in zehn Bundesländern mehr als 2.400 Haarproben gesammelt und genetisch analysiert.

 

Wildkatzenfunde - gesicherte Nachweise 2004 und 2020

 

Waldgebiete mit  Lockstöcken im Landkreis Cham

Die Kreisgruppe Cham hat sich gleich zu Beginn mit ehrenamtlichen Helfern an dem Projekt „Wildkatzensprung" beteiligt. Auch nach Beendigung des Projekts wurden vereinzelt Lockstöcke weiter betreut. Eine breit angelegte Aktion war das Monitoring 2019. Insgesamt wurden seit dem Winter 2012/13 bis jetzt 127 Lockstöcke von Januar bis April, einmal wöchentlich betreut. Mit Lockstockaufbau und Lockstockkontrolle sind es 9 Kontrollgänge, die auch schriftlich festzuhalten sind. An dem Wildkatzenmonitoring waren über den Zeitraum etwa 35 Lockstockbetreuer/innen beteiligt. Die Lockstöcke standen in den Wäldern der Bay. Staatsforsten, sowie mit Einverständnis der Waldbesitzer im Privatwald. Ein eindeutig genetischer Nachweis belegt, dass im Landkreis Cham die Wildkatze zurückgekehrt ist. In folgenden Wäldern entlang der tschechischen Grenze konnten seit 2016 immer wieder Wildkatzenspuren mit Hilfe der Haaranalyse nachgewiesen werden.
Es gab männliche und weibliche Nachweise:
Voithenberg, Gibacht, Lengauer Hänge zwischen Lengau und Gleißenberg und Dieberg bei Furth im Wald

Weitere Lockstöcke, an denen jedoch keine Nachweise gefunden wurden, standen seit dem Winter 2012/13 bis 2020 in folgenden Waldgebieten:
Haidstein
Südliche Seite des Hohenbogen anschließend Höllhöhe bei Kolmstein
Kaitersberg, Hohenwarther Wald, Reitenstein, Mittagsstein, Großer Riedelstein, Kleiner Arber, Schneiderhöhe, Zwercheck,  Rittsteiger Wald, Tauschwald
Altenschneeberg bei Frauenstein
Schwarzwihrberg
Rodinger Forst, Schwärzenberg
Walderbacher Forst
Pfaffenstein zwischen Reichenbach und Wald
Tränkberg, Köplesberg bei Traitsching


Die Lockstockmethode: Katzen lieben Baldrian

Um an die Nachweise zu gelangen, setzt der BN eine elegante und effiziente Methode ein. Baldrian lockt die scheuen Katzen an. Raue Holzstäbe als "Lockstöcke" werden an geeigneten Stellen in den Waldboden gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen daran, so bleiben einige Haare, eingeklemmt im Holz, zurück. Die abgesammelten Haare werden genetisch untersucht. Nur so können Wildkatzen von oft ähnlich gefärbten Hauskatzen sicher unterschieden werden. Diese Daten gehen dann zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung und Detailanalyse an das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen (Hessen), das dort zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem BUND eine bundesweite genetische Datenbank zur Wildkatze aufgebaut hat.

 

So wird´s gemacht:

Ein Lockstock wird angeraut, mit Baldrian besprüht und an einer geeigneten Stelle im Wald eingeschlagen. Streift eine Wildkatze in der Nähe, wird sie wie magisch vom Baldrianduft angezogen.

 

Lockstockkontrolle:

Wichtig:
Nach jeder Konntrolle muss der Lockstock abgeflammt werden, um alle Haarspuren restlos zu beseitigen. Dann erneut mit Baldrian besprühen.

 

Das Ergebnis der Haaruntersuchungen war deutlich: Es gibt Fragmentierungen, also genetische Trennungen zwischen den verschiedenen Wildkatzenbeständen. Zudem ist keine Wildkatze in mehr als einem Waldgebiet nachgewiesen worden. Dies deutet auf Ausbreitungsbarrieren hin, die Wildkatzen schwer überwinden können. Das Projekt "Wildkatzensprung" setzte hier an: Beispielhaft in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen hat der BUND Wälder durch Waldverbindungen aus Bäumen und Büschen wieder miteinander verbunden.

Straßen und Siedlungen wachsen und zerschneiden die Wälder. Gehölzgruppen und -säume gehen durch die Intensivierung der Landbewirtschaftung verloren. Um der Wildkatze und mit ihr vielen anderen gefährdeten Tieren eine Chance zu geben, muss deutschlandweit ein Netz verbundener Wälder geschaffen werden. Die Waldverbindungen des Projekts "Wildkatzensprung" zeigen, dass dies mit einer breiten Unterstützung vor Ort gelingen kann. Damit veranschaulichte dieses Projekt aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt, dass der Schutz der Artenvielfalt eng verknüpft ist mit der Förderung der Zusammenarbeit der vielen beteiligten Akteure.

"Das Projekt war nicht nur eines der größten Naturschutzprojekte Europas, sondern auch beispielhaft für die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Wissenschaft als sogenanntes 'Citizen Science'-Projekt. Laien und Wissenschaftler sind gemeinsam der Wildkatze in Deutschland auf die Spur gekommen – in einem Umfang, wie er bislang nicht möglich war", so Hubert Weiger.

Mehr zum Projekt „Wildkatzensprung“ erfahren Sie hier:

https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/projekt-wildkatzensprung/projektbilanz-wildkatzensprung/

 

Was bleibt zu tun?

Um die Wildkatze dauerhaft wieder heimisch zu machen, ist noch einiges zu tun.„Grüne Korridore“, an denen entlang sie sich bewegen und wandern kann, müssen geschaffen werden. Populationen müssen sich austauschen können, Jungtiere brauchen Wanderrouten, auf denen sie in Deckung bleiben können. Ungeschützt auf freier Flur bewegt sich die Wildkatze nur über sehr kurze Entfernungen. Deswegen müssen Wälder durch Hecken und Strauchsäume verbunden werden. Am sinnvollsten geschieht das entlang des „Wildkatzenwegeplans“, der mögliche Haupt- und Nebenwanderrouten für die Wildkatze aufzeigt.

Die dunkelgrün schraffierten Flächen zeigen mögliche Lebensräume im Wald für Wildkatzen. Die hellgrünen gestrichelten Linien sind Hauptwanderwege, auf denen sie sich fortbewegen könnte. Da Wildkatzen keine längeren Strecken über offenes Gelände ohne Deckung zurücklegen, ist es sehr wichtig, einen Verbund von Wäldern, Büschen und Hecken zu schaffen, damit sie wandern und sich neue Lebensräume erschließen können. Nur so kann es gelingen, dieses scheue Tier auf Dauer wieder heimisch zu machen.


Was Sie tun können, um die Wildkatze zu schützen, erfahren Sie hier.