Das Arracher Moor
Das Arracher Moor ist einzigartig. Weltweit gibt es so ein Moor nur hier. Es zählt zu den letzten lebenden weil wachsenden Hochmooren Nordbayerns, denn viele Hoch-, Zwischen- und Übergangsmoore haben aufgrund von Entwässerungsmaßnahmen und anderer menschlicher Einflußnahmen ihr Moorwachstum bereits vollständig eingestellt - mit allen negativen Konsequenzen für den Landschaftshaushalt. Das Arracher Moor erfüllt viele verschiedene Funktionen:
Arten- und Lebensraumschutz
Bisher konnten etliche Tier- und Pflanzenarten bzw. Lebensraumtypen nicht nur der FFH-Richtlinie sondern auch viele weitere in Bayern auf der Roten-Liste stehende v.a. Moorarten im Arracher Moor nachgewiesen werden. Einige davon sind im Gebiet der Gemeinde Arrach bzw. in der gesamten Ökoregion nur noch aus dem Arracher Moor bekannt bzw. besitzen hier noch vitale Reliktbestände (z.B. Rosmarinheide, Moosbeere). Es ist zu erwarten, dass bei systematischen Untersuchungen weiterer Artengruppen eine Vielzahl zusätzlicher naturschutzrelevanter Nachweise erbracht werden könnten (z.B. Laufkäfer, Nachtfalter, Moose, Pilze).
Klimaschutz und Landschaftshaushalt
Moore speichern Feststoffe und immobilisieren Nährstoffe während des Torfbildungsprozesses aber auch durch Filtration. Überschlägig sind im Arracher Moor etwa 2000-7000 Tonnen Stickstoff festgelegt und so dem Nährstoffkreislauf entzogen. Zusätzlich wird im beträchtlichen Umfang CO2 gespeichert und nach wie vor bei Moorwachstum gebunden (Klimaschutz). Da Moore nur dort entstehen, wo ein Wasserüberschuß vorhanden ist, stabilisieren Sie zusätzlich den Gebietswasserhaushalt (z.B. Wasserrückhaltung). Besonders deutlich wurde dies im niederschlagsarmen Sommer 2003. Das Arracher Moor gab hier konstant eine für den Vorfluter nicht unerhebliche Abflussmenge an den Weißen Regen ab (Spenderfunktion). Dies ist jedoch nur bei intakten (lebenden) Mooren der Fall. Abgetorfte, nicht lebende und entwässerte Moore verlieren nicht nur diese für uns Menschen bedeutsamen Funktionen, sondern verkehren Sie ins Gegenteil (Verschlammung und Stickstoffabgabe in den Vorfluter, Erhöhung der Hochwasserspitzen, Freisetzung von CO2 etc.).
Bedeutung für Landschaftsbild und Erholung
Moore prägen durch ihre Form- und Strukturvielfalt nicht nur den Landschaftshaushalt sondern auch das Landschaftsbild. Natürlichkeit, Wildnis und Urwüchsigkeit lassen sich in fast keinem anderen Lebensraum besser nachempfinden als in Mooren. Aufgrund ihrer umfangreichen und bedeutsamen Systemfunktionen und der spezialisierten Artenausstattung bieten sich gerade Moore an, Besuchern und Erholungssuchenden Naturschutzinhalte zu interessant und erlebnisreich zu vermitteln.
Archiv für die Landschafts- und Siedlungsgeschichte
Durch die Vermoorung und die Sauerstoffarmut in Verbindung mit den moortypischen Huminsäuren werden seit Beginn der Torfbildung Pflanzensamen (ja teilweise sogar Moorleichen) konserviert und stehen heute zur Auswertung der regionalen Landschafts- und Siedlungsgeschichte zur Verfügung. Entwässerung führt zur Mineralisierung (Torfschwund) und lässt dieses Landschaftsarchiv unwiderbringlich verloren gehen. Durchschnittlich ist pro Jahr etwa mit einer Torfbildung von 1 mm zu rechnen. Bei den nachgewiesenen Torfmächtigkeiten des Arracher Moores von über 3 m sind hier also tausende von Jahren der Entwicklungsgeschichte des Lamer Winkels festgehalten.