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So entstehen Moore: Ein Blick in die Geschichte

„Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehen.“ So beginnt die 1842 entstandene Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff. Moore waren den Menschen lange Zeit unheimlich. Mythen und Legenden umkreisten sie als Schauplatz von Unglücksfällen und Verbrechen. Kein Wunder, denn ihr hoher Wasserstand machte sie schwer zugänglich und sie galten als gefährlich.

Noch vor 300 Jahren dehnten sich vor allem in Norddeutschland und am Alpenrand im südlichen Bayern  riesige Moore aus. Sie sind vor allem am Rand der eiszeitlichen Gletscher entstanden und hatten seit der Eiszeit bis zu 12.000 Jahre lang Zeit, Pflanzenreste anzulagern und Millimeter um Millimeter zu wachsen. Und diese Zeit brauchten sie auch, denn in 1000 Jahren entsteht gerade mal ein Meter Torf.

Wo Niederschläge oder Grundwasser zu einem ständigen Wasserüberschuss führen, entstehen Moore. Im Bairischen bezeichnet man diese extremen und faszinierenden Lebensräume auch als "Moos" oder "Filzen". Je nachdem, ob es sich um Hoch- oder Niedermoore handelt, kommen dort unterschiedliche Lebensgemeinschaften vor.

Zeugen der Eiszeit

Moore sind einzigartige Zeugen der Landschaftsgeschichte und Lebensraum für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen. Ihre Entstehung begann nach der letzten Eiszeit vor zirka 12.000 Jahren. Doch was ein Moor werden will, muss Weile haben: Nur rund einen Millimeter pro Jahr legt die Torfschicht zu.

Moorwachstum ist nur bei permanent hohem Wasserstand möglich. Abgestorbene Pflanzenreste können durch den Sauerstoffmangel nicht vollständig abgebaut werden und lagern sich als Torf ab. Die Anhäufung von Torf lässt die Oberfläche von Mooren an manchen Stellen mehrere Meter in die Höhe wachsen: Man spricht hier von lebenden Mooren. Die eingelagerten Pollen und Pflanzen, manchmal aber auch Moorleichen und Tonscherben erlauben uns einen Blick bis zurück in die Steinzeit.

Doch Moor ist nicht gleich Moor: Es gibt eine Fülle verschiedener Moore und die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere wechseln von Moor zu Moor. Verschiedene Moortypen kommen in sogenannten Moorkomplexen auch mosaikartig nebeneinander vor. Es sind vor allem diese kleinräumigen standörtlichen, geologischen und klimatischen Unterschiede, die dort zu einer besonderen Vielfalt führen können. Hydrologisch – also je nach Wasserzufuhr – unterscheidet man grundsätzlich zwischen Hochmoor und Niedermoor. Im Bairischen bezeichnet „Moos“ meist ein Niedermoor und „Filz“ ein Hochmoor.

Moorkultivierung heißt Moorzerstörung

Moorkultivierung bedeutet zuallererst, ein Moor zu entwässern, egal ob für die Flächengewinnung oder für den Torfabbau. Es werden Gräben und Drainagen im großen Stile gegraben. Für das Moor ist dies ein Todesurteil: Denn egal ob Nieder-, Hoch- oder Übergangsmoor (Moortypen): Moore entstehen und entwickeln sich nur, wenn Wasser im Überfluss vorhanden ist und einen dauerhaft gleich hohen Grundwasserstand gewährleistet. 

So lange der Stand der Technik es noch nicht ermöglichte, Moore zu erschließen, waren die extremen Standorte mehr oder weniger sicher vor Veränderungen. Zunächst nutzten die Menschen den Torf in kleinem Maßstab als Brennstoff. Doch bereits im 18. und 19. Jahrhundert begann die oft mühsame Moorkultivierung – teils mit groß angelegten staatlichen Förderprogrammen – um landwirtschaftliche Nutz- und Siedlungsflächen zu gewinnen.

In Deutschland und auch in Bayern fielen rund 95 Prozent der Moorflächen dem Land- und Torfhunger zum Opfer. Sie wurden entwässert und anschließend intensiv genutzt. Auch heute noch wird in Deutschland Torf abgebaut, wenn auch zu einem deutlich geringeren Anteil als in anderen Ländern. Obwohl es längst bessere Alternativen gibt, landet so der in Jahrtausenden gewachsene Moorboden als Blumenerde in unseren Gärten und Balkonkästen. Torffreies Gärtnern ist also gelebter Moorschutz!

Der BUND Naturschutz hilft, das Überleben der Moore zu sichern

Die meisten noch vorhandenen Moore in Deutschland stehen heute unter Schutz. In Bayern hat sich der BUND Naturschutz schon früh der empfindlichen Feuchtlandschaften angenommen: Der erste Grundstückskauf  des BN in Südbayern im Jahre 1933 galt einem 6,5 Hektar großen Streifen Niedermoor an der Gfällach im Erdinger Moos.

Heute betreut der Verband rund 50 Projekte für den Moorschutz in Bayern, die Hälfte davon im Alpenvorland und oft auf Flächen, die der BN zu Schutzzwecken gekauft hat. Das Überleben der Moore zu sichern, ist wichtig für unser Klima, den Hochwasserschutz (Was Moore für uns leisten) sowie für die hochspezialisierten Tiere und Pflanzen im Moor .